Rom/Jerusalem Papst Franziskus reist in den Nahen Osten

Rom/Jerusalem · Israelis und Palästinenser setzen politische Hoffnungen auf den Besuch. Der Gast betont den religiösen Charakter.

Papst Franziskus beginnt heute eine dreitägige Pilgerreise in das von Konflikten geprägte Heilige Land. Sie beginnt in Jordanien und führt ihn bis Montag über die Palästinensergebiete bis nach Israel. Die Erwartungen an den Besuch sind groß und gegensätzlich, das Programm ist dicht, die Sicherheitsvorkehrungen sind immens. Allein in Israel werden mehr als 8000 Polizisten zum Schutz des Pontifex im Einsatz sein.

Israels Tourismusminister Uzi Landau hofft auf einen Imagegewinn für sein Land, das wegen der Siedlungs- und Besatzungspolitik zunehmend in der Kritik steht. Die Palästinenser sehen den Papstbesuch hingegen als Bestärkung ihres Kampfes um einen eigenen Staat. Und die unter Druck stehenden christlichen Gemeinden vor Ort wünschen sich vor allem Zuspruch und Beistand des Kirchenführers.

Der Argentinier baute deshalb schon einmal vor: "Ausschließlich religiöse Bedeutung" habe die Reise, betonte er bei der Generalaudienz. Wichtigstes Ziel sei, an den historischen Besuch seines Vorgängers Paul VI. vor 50 Jahren zu erinnern. Paul hatte 1964 als erster Papst überhaupt das Heilige Land besucht und dort unter anderem den orthodoxen Patriarchen Athenagoras getroffen - damals eine Sensation.

Franziskus wird sich der Zwietracht zwischen Israel, den Palästinensern und den arabischen Nachbarn kaum entziehen können. Denn alles hat hochsymbolische Bedeutung: Besucht der Papst die mögliche Taufstätte Jesu am Ostufer des Jordan-Flusses in Jordanien, vergrätzt er damit die Israelis, die "ihre" Taufstelle am anderen Ufer für die einzig wahre halten. Legt der Papst einen Kranz am Grab von Theodor Herzl nieder, dem Begründer des modernen Zionismus, erzürnt er die Palästinenser.

Weniger kontrovers ist die ökumenische Begegnung mit dem Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., und Vertretern anderer christlicher Kirchen in der Grabeskirche in Jerusalem. Noch in Jordanien ist auch ein Treffen mit Flüchtlingen aus Syrien vorgesehen. Am Montag besucht der Papst noch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.

(dpa)
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