Ramallah/Gaza Palästinenser in Gaza begraben ihre Toten

Ramallah/Gaza · Israel rechtfertigt den Einsatz der Armee am Grenzzaun. Die Türkei schickt aus Protest Israels Botschafter nach Hause.

Nach den tödlichen Konfrontationen von Palästinensern mit israelischen Soldaten an der Gaza-Grenze haben am Dienstag Tausende Menschen im Gazastreifen Abschied von ihren Toten genommen. Die radikalislamische Hamas rief eine Trauerzeit von drei Tagen aus. Beim blutigsten Tag seit dem Gaza-Krieg 2014 waren insgesamt 60 Palästinenser getötet worden, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. Rund 2800 wurden verletzt. Die Trauer der Palästinenser über die Toten mischte sich am Dienstag, dem Tag der Nakba (Katastrophe), mit dem Zorn über die Vertreibung und Flucht Hunderttausender Palästinenser im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948. Die Türkei forderte den israelischen Botschafter in Ankara aus Protest gegen das harte Vorgehen Israels zur Ausreise auf.

Am Gazagrenzzaun wurde gestern erneut ein Mensch erschossen, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. Allerdings beteiligten sich nicht so viele Menschen wie am Vortag an den Protesten. Im Westjordanland beteiligten sich nach Angaben der israelischen Armee etwa 1300 Menschen an teilweise gewalttätigen Demonstrationen.

Die UN kritisierten das Vorgehen der israelischen Armee vom Vortag scharf. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lobte dagegen den "entschlossenen Einsatz" der Sicherheitskräfte. Die Bundesregierung warf der Hamas Anstachelung zur Gewalt vor.

Am Montag waren nach Angaben der israelischen Armee im Gazastreifen rund 40.000 Palästinenser an den Grenzzaun zu Israel gekommen. Gewalttätige Demonstranten hätten explosive Gegenstände und Brandbomben auf Soldaten und den Sicherheitszaun geworfen, teilte die Armee mit. Soldaten hätten entsprechend reagiert und auch geschossen. Ein Auslöser für die Proteste im Gazastreifen war die Eröffnung der US-Botschaft am Montag in Jerusalem, dem 70. Jahrestag der israelischen Staatsgründung. Die Menschen protestieren zudem gegen eine mehr als zehnjährige Blockade des Küstenstreifens durch Israel und Ägypten.

Jerusalem gilt als eine zentrale Streitfrage im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Israel hat den Ostteil der Stadt im Sechstagekrieg 1967 erobert. Den Anspruch der Palästinenser auf Ost-Jerusalem als Hauptstadt für einen künftigen Staat Palästina lehnt Israel ab. Nach Ansicht der internationalen Gemeinschaft sollte der Status der Stadt erst in Friedensgesprächen zwischen Israel und Palästinenser festgelegt werden.

(dpa)
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