Feuer auf israelische Soldaten eröffnet Palästinenser im Gazastreifen getötet

Jerusalem/Ramallah (rpo). Kein Ende der Gewalt im Nahen Osten: Nach den Raketenangriffen Israels auf Gaza und Ramallah ist in der Nacht zum Donnerstag ein Palästinenser von israelischen Soldaten getötet worden. Der Mann hatte versucht, einen Anschlag auf einen Militärstützpunkt zu verüben.

Nach palästinensischen Angaben wurde der 15-Jährige östlich der Stadt Gaza von einem scharfen israelischen Geschoss tödlich ins Herz getroffen. Vier weitere Palästinenser wurden verletzt. Wenige Stunden zuvor war nach israelischen Angaben außerdem ein Mitglied der palästinensischen Elite-Einheit "Force 17" bei einem versuchten Anschlag auf einen israelischen Militärstützpunkt im Gazastreifen getötet worden.

Der Mann eröffnete den Angaben zufolge im Bereich der Netzarim- Kreuzung mit einem Schnellfeuergewehr das Feuer auf die Soldaten. Diese hätten zurückgefeuert und den Angreifer getötet, hieß es.

Am Mittwochabend waren bei Raketenangriffen israelischer Kampfhubschrauber auf Büros der "Force 17" in den Autonomiestädten Gaza und Ramallah zwei Palästinenser getötet und mehr als 60 verletzt worden. Zehn der Büros wurden bei den Vergeltungsschlägen für die jüngste Welle palästinensischer Terroranschläge in Israel zum Teil vollständig zerstört.

Auch die Villa Arafats in Gaza wurde bei den Angriffen erheblich beschädigt. Nach palästinensischen Angaben traf ein Geschoss das Wachhaus seiner Leibgarde vor dem Haus. Zudem wurde ein Zimmer getroffen und fast vollständig zerstört.

Israel und die Palästinenser bereiten sich nach den israelischen Luftangriffen auf Gaza und Ramallah auf einen langen und gewalttätigen Konflikt vor. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon beriet mit seinen wichtigsten Ministern über weitere Militäraktionen gegen die Palästinensische Autonomiebehörde. Palästinenserpräsident Jassir Arafat warnte, dies sei erst der Anfang einer Eskalation. US-Präsident George W. Bush forderte beide Seiten auf, alles zu unterlassen, was zu einer Eskalation führen könnte.

Verdacht auf schwere Misshandlungen

Zwei israelische Grenzpolizisten, die der schweren Misshandlung eines Palästinensers verdächtigt werden, sollen vor einem internen Gericht angeklagt werden. Der israelische Armeesender meldete am Donnerstag, die beiden Männer hätten vor zwei Tagen einen Palästinenser an einer Straßensperre in der Nähe der Ortschaft Makkabim unweit des Westjordanlands angehalten. Danach hätten sie ihn ausgezogen, ihn mit seinem eigenen Gürtel brutal zusammengeschlagen und eine brennende Zigaretten auf seiner Haut ausgedrückt. Anschließend sollen sie ihm einen Gewehrlauf in den Mund gesteckt und auch versucht haben, ihn in sein Rektum zu rammen.

Einer der Grenzpolizisten dementierte die Tatvorwürfe mit den Worten: "Die meisten Araber hassen uns, weil wir ihnen nicht erlauben, ohne Arbeitsgenehmigungen nach Israel einzureisen. Möglicherweise will sich der Mann auf diese Weise an uns rächen." Der andere Polizist ist ein Mitglied der drusischen Minderheit in Israel, einer Splittergruppe des Islam.

Attentäter war zuvor im Fernsehen

Ein palästinensischer Selbstmordattentäter, der sich in dieser Woche in Jerusalem vor einem israelischen Linienbus in die Luft sprengte, ist am Mittwochabend in seinem "Abschiedsvideo" vom israelischen Fernsehen gezeigt worden. Die Hamas-Organisation, die den etwa 25-jährigen Dia Tauil in den "Märtyrertod" schickte, sagte, er sei einer der Selbstmordattentäter, die der militärische Arm der Hamas für "Einsätze" in Israel vorbereitet habe.

Tauil, der mit stockender Stimme einen vorbereiteten Text von einem Blatt ablas, sagte: "Ich bin der zwölfte der Märtyrer, den die Isedin al Kassam-Brigaden vorbereitet haben, ihre Körper und Knochen einzusetzen, um die Zionistischen Besatzer zu töten". Der junge Mann war nach Angaben der Hamas Student an der Birset Universität bei Ramallah im Westjordanland.

Die Hamas hat nach dem jüngsten Selbstmordanschlag am Mittwochmorgen angekündigt, weitere acht "Märtyrer" warteten auf ihren Einsatz in Israel. Während Moslems Selbstmord nach dem Koran streng verboten ist, bringt die "Selbstaufopferung" (das Märtyrertum) den sofortigen Zugang zum Paradies.

Peres spricht von Warnung an Arafat

Der israelische Außenminister Schimon Peres hat die jüngsten Angriffe auf palästinensische Regierungsgebäude im Westjordanland und dem Gazastreifen als Warnung an Präsident Jassir Arafat bezeichnet. Arafat müsse die Extremisten in die Schranken weisen, die Attentate auf israelische Kinder verübten. Möglicherweise seien die Anschläge ohne Arafats Wissen geschehen, doch habe Israel ihm die Schuldigen genannt, sagte Peres am Donnerstag.

Vertreter der Palästinenser erklärten, Israel wolle ihnen mit den Angriffen seinen politischen Willen aufzwingen. "Wir werden keine weiße Fahne schwenken. Wir werden unseren Aufstand nicht beenden", sagte Hussein el Scheich, ein ranghohes Mitglied der Fatah-Bewegung im Westjordanland.

(RPO Archiv)
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