US-Regierung geht auf Konfrontationskurs Palästinenser hinter Arafat

Ramallah/Washington (rpo). Dem international immer stärker unter Druck geratenden Präsidenten Jassir Arafat haben rund 2.000 Palästinenser am Samstag bei einer Kundgebung in Ramallah ihre Unterstützung bekunndet.

Arafat selbst verurteilte die israelischen Luftangriffe vom Vorabend gegen palästinensische Ziele, bei denen mindestens sieben Menschen verletzt wurden. Die US-Regierung ging unterdessen auf Konfrontationskurs zu Arafat, dem Präsident George W. Bush am Freitag eine Ausweitung des Terrors vorwarf. Die israelischen Luftangriffe waren eine Vergeltung für den jüngsten palästinensischen Selbstmordanschlag.

Kampfflugzeuge vom Typ F-16 griffen Ziele in Tulkarem im Westjordanland und in Gaza an. In Gaza wurde eine Sicherheitseinrichtung neben der Residenz Arafats beschossen. Ein Hubschrauberlandeplatz Arafats wurde komplett zerstört. Sieben Personen wurden nach Angaben von Ärzten bei diesem Angriff verletzt. In Tulkarem feuerten die israelischen Flugzeuge Raketen auf einen Gebäudekomplex der Autonomiebehörde, der bereits bei einem ähnlichen Angriff in der vergangenen Woche schwer beschädigt worden war.

In einer Stellungnahme der israelischen Armee hieß es, Tulkarem sei angegriffen worden, weil der Selbstmordattentäter aus der Umgebung stamme. Der Palästinenser hatte sich am Freitag in einer belebten Fußgängerzone in Tel Aviv in die Luft gesprengt und dabei 24 Israelis verletzt. Die Gruppe Islamischer Dschihad bekannte sich zu dem Anschlag. Bei dem Attentäter handelte es sich der Gruppe zufolge um einen 18-Jährigen, der in der Nähe von Nablus lebte.

Die Sympathiekundgebung für Arafat fand vor dessen Amtssitz in Ramallah im Westjordanland statt, wo der Präsident der Autonomiebehörde seit Wochen von den Israelis praktisch unter Hausarrest gehalten wird. Arafat empfing eine Abordnung der Demonstranten. Mit Blick auf die israelischen Luftangriffe sagte er, die Israelis glaubten, damit den Widerstand der Palästinenser zu erschüttern. Dies werde ihnen jedoch nicht gelingen.

Die USA sehen es mittlerweile als erwiesen an, dass Arafats Autonomiebehörde in den versuchten Schmuggel von 50 Tonnen Waffen verwickelt ist. Deswegen würden eine Reihe von Strafmaßnahmen geprüft, die bis zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen reichen könnten, hieß es am Freitag in Washington.

Waffen zu ordern, sei kein Bestandteil des Kampfes gegen den Terrorismus, sagte Bush an Arafats Adresse gerichtet. "Das ist eine Ausweitung des Terrors." Von Arafats Person sei er "sehr enttäuscht". Die israelische Armee hatte Anfang Januar ein Schiff mit 50 Tonnen Waffen im Roten Meer aufgebracht.

Arafats Berater Nabil Abu Rdeneh warnte, ein Ende der diplomatischen Beziehungen zwischen Palästinensern und den USA werde ein "politisches Erdbeben" im Nahen Osten auslösen. Bush solle lieber etwas gegen den israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon unternehmen und ihn nicht im Weißen Haus empfangen. Scharon wird Bush am 7. Februar bereits den vierten Besuch in Washington abstatten, während Arafat von Bushs noch nicht ein einziges Mal eingeladen wurde.

(RPO Archiv)
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