Persönlich Otto Schily . . . dirigiert ein Konzert in Borken

Gewohnt ist er eher politische Bühnen, gestern Abend stand er auf einer musikalischen. Otto Schily (85), der ehemalige SPD-Bundesinnenminister, dirigierte vor rund 600 Gästen das Neujahrskonzert im münsterländischen Borken.

Nach dem Abitur in seinem Geburtsort Bochum studierte Schily Rechts- und Politikwissenschaften in München, Hamburg und Berlin. Er hatte wohl aber mal den Wunsch, Musik zu studieren, sagte der Intendant des Klassikfestivals Musiklandschaft Westfalen, Dirk Klapsing. Der Veranstalter organisierte das Neujahrskonzert in der Borkener Stadthalle, bei dem Schily nun als Dirigent auf der Bühne stand. Es ist kein Zufall, dass er ausgerechnet in Borken auftrat. Seine Großmutter, die Künstlerin Julia Schily-Koppers (1855-1944), wurde in Borken geboren. Sie war eine Vertreterin der Düsseldorfer Schule und malte vorwiegend Stillleben, Porträts, Landschaften und akademische Genrebilder. 1876 begann sie in Düsseldorf zu studieren, unter anderem bei dem Maler Benjamin Vautier. Die künstlerische Ader scheint Schily also von seiner Großmutter, aber auch von seiner Mutter, einer Musikerin, geerbt zu haben. Er spielt Cello und Klavier. Diese musische Seite vermuten eher wenige, denn in seinem politischen Leben vertrat Schily eine harte Innenpolitik.

Das Konzert in Borken ist nicht das erste, bei dem Schily als Dirigent aufgetreten ist. Der Rechtsanwalt und Grünen-Mitbegründer, der 1989 zur SPD wechselte und von 1998 bis 2005 Bundesinnenminister war, hat schon einmal in einer ZDF-Sendung die Philharmonie der Nationen beim Radetzky-Marsch dirigiert.

Gestern bot Schily zusammen mit der Solistin Daria Tschaikowskaya, dem ungarischen Solo-Geiger József Lendvay und dem Orchester der Festivalphilharmonie der Musiklandschaft Westfalen dem Auditorium unter anderem Tänze und Märsche von Johannes Brahms und Johann Strauss.

Elena Erbrich

(RP)
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