Die Rentner profitieren von der konjunkturellen Lage Ost-Renten steigen stärker

Berlin · Gute Nachrichten für die Rentner: Die Altersbezüge steigen zum 1. Juli so deutlich wie seit 15 Jahren nicht mehr – im Westen allerdings langsamer als in Ostdeutschland. Am Mittwoch will die Regierung die Anhebung beschließen.

Gute Nachrichten für die Rentner: Die Altersbezüge steigen zum 1. Juli so deutlich wie seit 15 Jahren nicht mehr — im Westen allerdings langsamer als in Ostdeutschland. Am Mittwoch will die Regierung die Anhebung beschließen.

Die rund 20 Millionen Rentner in Deutschland können sich auf eine deutliche Erhöhung ihrer Altersbezüge zum 1. Juli einstellen. Die Renten im Westen werden dann nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung um 2,2 Prozent steigen. Im Osten klettern sie sogar um 3,6 Prozent. Noch im Oktober war die Regierung von einer leicht höheren Steigerung im Westen von 2,3 Prozent und einem etwas niedrigeren Anstieg im Osten um 3,2 Prozent ausgegangen.

Die Bundesregierung will die Rentenerhöhung an diesem Mittwoch beschließen. Ein Sprecher von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bestätigte die Zahlen der "Bild"-Zeitung nicht, sagte aber, diese zeigten den richtigen Trend an. Bleibt es bei den Zahlen, dann bekommt ein Rentner mit 1000 Euro pro Monat ab Juli im Westen 22 Euro und im Osten 36 Euro mehr.

Mit der Steigerung profitieren die Rentner von der guten konjunkturellen Lage im vergangenen Jahr. Die Höhe der Rentenanpassung hängt von der Höhe der Löhne und vom Stand der Arbeitslosigkeit ab. Im Osten fällt der Anstieg höher aus, da dort auch mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung die Löhne ausgehend von einem niedrigen Niveau immer noch stärker steigen als im Westen. Zudem war der Osten im vergangenen Jahr weniger von Kurzarbeit betroffen als der Westen. Die Steigerungen im Osten fallen auch höher aus, weil dort weniger dämpfende Faktoren wirken. Dies ist ebenfalls eine Nachwirkung der Wirtschafts- und Finanzkrise, die Betriebe und Arbeitnehmer im Westen stärker getroffen hatte als im Osten.

Die Sozialverbände werten den Rentenanstieg keineswegs als rundum positives Signal. "Das ist besser als eine Nullrunde. Der große Wurf ist es nicht", sagte der Chef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, unserer Zeitung. Er verwies darauf, dass die Kaufkraft der Rentner seit 2004 um neun Prozent gesunken sei. "Allein 2011 haben die Rentner Realeinbußen von 1,8 Prozent erlitten", sagte Schneider.

Die gute Entwicklung der Rentenkasse macht sich nicht nur bei den Ruheständlern bemerkbar. Auch Arbeitnehmer und Arbeitgeber profitieren: Anfang des Jahres ist der Beitragssatz zur Rentenversicherung um 0,3 Prozentpunkte auf 19,6 Prozent gefallen. Im kommenden Jahr wird der Beitragssatz nach Angaben des Schätzerkreises weiter auf 19,2 Prozent sinken; 2014 soll er dann bei 19,1 Prozent liegen. Die Beiträge können immer dann sinken, wenn die Rentenversicherung ihre gesetzliche Rücklage von höchstens 1,5 Monatsausgaben erreicht hat.

Die Bundesregierung bereitet derzeit eine Rentenreform vor. Herzstücke sind eine neue Kombirente und eine neue Zuschussrente. Die Kombirente gewährt großzügigere Hinzuverdienstgrenzen für Frührentner und soll damit einen flexiblen Übergang in den Ruhestand erleichtern. Frührentner sollen künftig abschlagsfrei so viel dazuverdienen können, dass das letzte Gehalt zusammen mit der Rente nicht überschritten wird. Die Zuschuss-Rente ist als Lohn für Lebensleistung gedacht. Wer 30 Beitragsjahre nachweisen kann und auch privat vorgesorgt hat, aber dennoch mit seiner Rente nicht über Sozialhilfe-Niveau hinauskommt, soll künftig eine Rente von 850 Euro erhalten. Davon sollen vor allem Frauen profitieren.

(RP/jh-)
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