Trimble bewertet Friedensprozesses pessimistisch Oranier-Parade in Portadown zunächst ohne Zwischenfälle

Portadown (rpo). Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen sind am Sonntag rund 2.000 Mitglieder des protestantischen Oranier-Ordens durch die nordirische Stadt Portadown gezogen. Bei dem Traditionsmarsch kam es in der Vergangenheit wiederholt zu tagelangen Unruhen. Am Sonntag verlief die Parade jedoch zunächst ruhig.

Die Oranier marschierten durch das Stadtzentrum zur anglikanischen Kirche auf dem Hügel von Drumcree. Auf dem Rückweg wurde ihnen, ebenso wie in den Vorjahren, der Einzug in das katholische Wohnviertel versperrt.

Entlang der Marschroute hatten Soldaten am Samstag kilometerlange Stacheldraht-Barrieren aufgestellt, die katholische Garvaghy Road wurde zusätzlich durch eine Stahlwand blockiert. Als der Zug die Absperrung erreichte, forderte der Sekretär des Oranier-Ordens, Nigel Dawson, den Einsatzleiter der Polizei auf, das Hindernis zu entfernen. Als der Beamte dies verweigerte, kündigte Dawson an, so lange vor der Stahlwand zu verharren, bis der Zutritt freigegeben werde. Zu gewaltsamen Ausschreitungen kam es aber nicht.

Polizeichef Ronnie Flanagan hatte am Samstag die Hoffnung geäußert, dass es in diesem Jahr keine gravierenden Unruhen geben werde. Seinen Informationen zufolge wollten sich die Anführer verbotener Gruppen, die in den vergangenen Jahren die blutigen Proteste angeschürt hätten, diesmal mit Angriffen auf die starken Polizeieinheiten zurückhalten. Hunderte Polizisten und Soldaten waren in der Stadt zusammengezogen worden.

Mit ihren Paraden in der jährlichen Marsch-Saison im Juli erinnern die Protestanten an den Sieg Wilhelms von Oranien über den katholischen König Jakob II. am 12. Juli 1690. Portadown war dabei in der Vergangenheit immer wieder ein Brennpunkt im Konflikt zwischen probritischen Loyalisten und irischen Nationalisten.

Der zurückgetretene nordirische Regierungschef David Trimble appellierte vor der Parade an die Protestanten, friedlich zu bleiben. Trimble äußerte sich pessimistisch über die Verhandlungen zur Rettung des Friedensprozesses, die kommende Woche in England aufgenommen werden sollen. Er werde nicht mehr auf Worte der katholischen Partei Sinn Fein hören, sondern nur noch Taten der mit ihr verbündeten Irisch Republikanischen Armee (IRA) akzeptieren, sagte er. Trimble war zurückgetreten, weil die IRA entgegen dem Karfreitagsabkommen von 1998 nicht mit ihrer Entwaffnung begonnen hat. Falls bis zum 12. August kein neuer Regierungschef bestimmt ist, wird die Regierung aufgelöst.

(RPO Archiv)
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