"Neue Demokratie" in Kroatien erwartet Opposition siegt voraussichtlich bei den Parlamentswahlen

Zagreb (dpa). Kroatien erwartet von den Parlamentswahlen am Montag, bei denen ein Sieg der Oppositionsparteien vorausgesagt wurde, einen grundlegenden Politikwandel. Insgesamt 4,2 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, ihre Abgeordneten im mindestens 150 Sitze umfassenden Sabor (Parlament) zu bestimmen. Oppositionsführer Ivica Racan äußerte sich vor Journalisten überzeugt, dass sein Land mit einer neuen Demokratie ins 21. Jahrhundert gehen wird.

Letzte Umfragen sahen ein Bündnis aus sechs Parteien, das den Sozialdemokraten Racan zum neuen Ministerpräsidenten machen will, deutlich vor der regierenden Kroatischen Demokratischen Partei (HDZ) des kürzlich gestorbenen Präsidenten Franjo Tudjman. Die HDZ regiert seit zehn Jahren. Kroatien wurde 1991 unabhängig. Tudjmans Nachfolger soll am 24. Januar gewählt werden.

Der 55jährige Vorsitzende der Sozialdemokraten (SDP) war im alten Jugoslawien Chef der Kroatischen Kommunisten. Er verspricht wirtschaftliche Entwicklung, Öffnung zur EU und eine Stärkung des Parlaments.

Seine Partei gehört einem Zweckbündnis aus insgesamt sechs Oppositionsparteien an. Innerhalb dieses Verbunds stehen die Sozialdemokraten in einer Koalition mit der Sozialliberalen Partei (HSLS) von Drazen Budisa. Der frühere Dissident kandidiert für das Präsidentenamt. Der zweite Verbund besteht aus der Bauernpartei HSS, der Liberale LS, der Volkspartei HNS und der Istrischen Demokratischen Versammlung IDS.

Bis 11.00 Uhr hätten schon fast ein Viertel der Wähler ihre Stimme abgegeben, berichtete die staatliche kroatische Agentur Hina unter Berufung auf die Wahlkommission. Zur Wahl standen Kandidaten von 55 Parteien, 15 Koalitionen und 20 unabhängigen Listen. Kroatien ist in zehn Wahlbezirke aufgeteilt, während die Auslandskroaten für einen elften Bezirk stimmen.

Die für den Ausgang der Wahl bedeutende kroatische Exilgemeinde konnte seit Sonntag in 47 anderen Staaten ihre Stimme abgeben. Dazu gehören Jugoslawien, wo viele aus Kroatien geflüchtete Serben leben, und Bosnien, wo die kroatische Volksgruppe vor allem in der Herzegowina beheimatet ist.

Aus der HDZ, die Tudjman als nationale Sammlungsbewegung gegründet hatte, wurde bereits auf den möglichen Verlust der parlamentarischen Mehrheit reagiert. Eine führende Vertreterin wurde mit den Worten zitiert, ein Abschnitt der demokratischen Entwicklung sei beendet, nun sei die Zeit für Koalitionen gekommen.

Die HDZ regiert das Land seit dem Kampf um die Unabhängigkeit. Sie kontrolliert den ganzen Staatsapparat und weite Teile der Wirtschaft. Mehr als 400 internationale Beobachter haben den Verlauf der Wahl im Blick. Die Opposition hatte vor Wahlfälschungen gewarnt.

(RPO Archiv)
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