Wegen gemeinschaftlichen Mord in drei Fällen OPEC-Prozess: Staatsanwalt fordert 14 Jahre Haft

Frankfurt/Main (AP). Der Ex-Terrorist Hans-Joachim Klein soll wegen seiner Beteiligung am Überfall auf die Wiener OPEC-Konferenz für 14 Jahre ins Gefängnis. Dieses Strafmaß beantragte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag in ihrem Plädoyer vor dem Frankfurter Landgericht.

Die Anklagevertreter sahen es als erwiesen an, dass Klein bei dem OPEC-Überfall am 21. Dezember 1975 beteiligt war, bei dem drei Menschen getötet und mehr als 70 Geiseln genommen worden waren. Für den Mitangeklagten Rudolf Schindler verlangten die Staatsanwälte fünf Jahre Haft wegen Beihilfe zur Anstiftung zum Mord.

Die Staatsanwaltschaft erklärte, auf Klein könne die Kronzeugenregelung angewendet werden. Er hatte zu Prozessbeginn vor dem Frankfurter Landgericht seine Teilnahme an dem Überfall unter Führung des einstigen Top-Terroristen Illich Ramirez Sanchez alias "Carlos" gestanden, aber bestritten, einen irakischen Sicherheitsbeamten getötet zu haben.

Klein selbst war bei dem Überfall lebensgefährlich verletzt worden. Neben dem irakischen Sicherheitsbeamten waren ein österreichischer Polizist und ein libyscher Delegierter ums Leben gekommen. Die Anklage gegen Klein lautete auf dreifachen gemeinschaftlichen Mord, versuchten Mord in drei weiteren Fällen sowie Geiselnahme in 70 Fällen.

Zu Kleins Mitangeklagtem Schindler erklärte die Staatsanwaltschaft, er habe als führendes Mitglied der Terrororganisation "Revolutionäre Zellen" in den 70er Jahren Klein für das Terrorkommando angeworben, das später die OPEC überfallen habe. Im Gegensatz zu Klein hatte Schindler während des Prozesses die Aussage verweigert.

Vor zwei Wochen hatte er erstmals über seinen Anwalt öffentlich der Anklage widersprochen und eine Tatbeteiligung zurückgewiesen. Er nehme an, dass der Hauptangeklagte Hans-Joachim Klein lüge oder sich irre, erklärte er. Klein hatte während des Prozesses ausgesagt, Schindler habe ihn für den Überfall angeworben und sei an der Vor- und Nachbereitung des Attentats beteiligt gewesen.

Mit dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft trat der Prozess nach dreieinhalb Monaten in seine Schlussphase. Besonderes Aufsehen hatte die Zeugenaussage von Bundesaußenmister Joschka Fischer erregt, der in den 70er Jahren ein Weggefährte Kleins gewesen war und selbst wegen seiner militanten Vergangenheit in die Schlagzeilen geraten war. Zuvor hatten bereits der heutige Europa-Abgeordnete Daniel Cohn-Bendit und der Kabarettist Matthias Beltz ausgesagt, die ebenfalls mit Kleins befreundet waren. In der kommenden Woche werden die Plädoyers der Verteidiger erwartet.

(RPO Archiv)
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