Opfer waren Gäste einer Hochzeitsfeier Offenbar Dutzende Tote bei US-Luftangriff in Afghanistan

Bagram (rpo). Bei einem amerikanischen Luftangriff in Afghanistan sind am Montag Augenzeugenberichten zufolge zahlreiche Zivilisten, die auf einer Hochzeit zu Gast waren, getötet oder verletzt worden.

Das Pentagon erklärte, die Kampfjets hätten feindliches Feuer erwidert, räumte jedoch ein, dass eine Bombe ihr Ziel verfehlt haben könnte. Der Vorfall ereignete sich in der Ortschaft Kakarak, rund 280 Kilometer südwestlich von Kabul. Ein Behördenvertreter der Provinz Urusgan sprach von etwa 40 Toten und 70 Verletzten.

Ein Pfleger im Krankenhaus von Kandahar sagte, er habe gehört, dass bis zu 120 Menschen ums Leben gekommen seien. Die US-Streitkräfte konnten diese Zahlen zunächst nicht bestätigen. Er sei unterrichtet worden, dass es zivile Opfer gegeben habe, wisse aber nicht wie viele, erklärte ein Militärsprecher auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram. In Washington sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, die Besatzung eines Aufklärungsflugzeuges sei nach eigenen Angaben unter Artilleriefeuer geraten. Daraufhin hätten andere Maschinen der Koalitionstruppen das Feuer erwidert.

Der Sprecher der afghanischen Provinz Urusgan erklärte, die Gäste der Hochzeitsfeier hätten Salutschüsse abgegeben, wie es bei solchen Anlässen üblich sei. Augenzeugen zufolge begann der Angriff um zwei Uhr morgens und dauerte etwa zwei Stunden. Einer der Überlebenden, Abdul Kajum, erzählte: "Die Amerikaner kamen und fragten mich: 'Wer hat auf die Hubschrauber geschossen?' Und ich sagte: 'Ich weiß es nicht'." Kakarak liegt in einer Gegend, wo Spezialeinheiten nach flüchtigen El-Kaida- und Taliban-Kämpfern suchen.

Mitarbeiter des Krankenhauses in Kandahar sagten, bei den meisten Opfern handele es sich um Frauen und Kinder. Unter den Verletzten soll sich auch ein Freund des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, Hadschi Mohammed Anwar, befinden. Der Verwaltungschef des angrenzenden Bezirks Gudschran sagte, die Afghanen in der Gegend seien "aufgebracht, weil unschuldige Menschen gestorben sind".

Zuvor waren auf einem von den US-Truppen genutzten Flughafen im Osten Afghanistans zwei Granaten explodiert. US-Militärsprecher Roger King erklärte am Montag, es habe keine Verletzten gegeben. Wie nah die amerikanischen Truppen den Explosionen am Sonntagabend in der Nähe von Chost waren, wollte er nicht sagen.

Amerikanische Sondereinheiten entdeckten im Südosten Afghanistans in Höhlen zwei weitere Waffenlager, wie King erklärte. Gefunden worden seien zwei Stinger-Raketen, Panzerabwehr-Raketen, Raketenwerfer und Munition. Die Höhlen an der Grenze der Provinzen Paktika und Paktia seien offenbar vor kurzem noch genutzt worden.

(RPO Archiv)
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