Özdemirs Mission

Grünen-Chef Özdemir hat bei der Wahl zur Spitzenkandidatur einen Zittersieg errungen. Sein hauchdünner Vorsprung von nur 75 Stimmen vor dem Schleswig-Holsteiner Habeck ist angesichts der viel größeren Bekanntheit Özdemirs ein schwaches Ergebnis. Özdemir hat zwar gewonnen, aber er hat auch einen Dämpfer erfahren.

Mit Özdemir und Göring-Eckardt führen zwei Vertreter des bürgerlichen Realo-Flügels die Grünen in den Wahlkampf. Davon geht ein klares Signal aus: Beide haben eine Präferenz für Schwarz-Grün. Auch eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen rückt in die Nähe des Möglichen. Die linke Regierungsoption für die Grünen - Rot-Rot-Grün - bleibt zwar grundsätzlich weiterhin denkbar, ist mit dem gestrigen Tag aber unwahrscheinlicher geworden.

Die Spitzenkandidaten müssen jetzt aufpassen, dass die Parteilinken nicht gegen sie aufbegehren. Zu Beginn des Wahljahrs wirken die Grünen zerstritten, verunsichert und teils chaotisch. Ihr Wahlergebnis wird davon abhängen, ob es Özdemir und Göring-Eckardt gelingt, beide Flügel hinter sich zu bringen.

(mar)
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