Wahlsieger Schüssel will mit allen reden Österreich vor neuer Koalition von ÖVP und FPÖ

Wien (rpo). Nach dem sensationell deutlichen Wahlerfolg der Volkspartei von Wolfgang Schüssel wird in Österreich erneut eine Koalition von ÖVP und Jörg Haiders FPÖ erwartet.

Der Vorstand der Freiheitlichen (FPÖ) des Rechtspopulisten Jörg Haider, die bei der Abstimmung fast zwei Drittel ihrer Wähler verloren hatten, will am Nachmittag entscheiden, ob sie die bisherige Koalition mit der Volkspartei (ÖVP) von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel fortsetzt.

Die konservative ÖVP hatte bei der um ein Jahr vorgezogenen Wahl am Sonntag einen sensationellen Sieg errungen. Sie hatte von 26,9 Prozent auf 42,3 Prozent zugelegt. Das war der größte Zuwachs, den je eine Partei in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht hat. Die FPÖ war von 26,9 auf 10,2 Prozent geschrumpft - ebenfalls ein historischer Rekord.

Kanzler Schüssel hatte angekündigt, mit allen drei anderen im Parlament vertretenen Parteien zu verhandeln. Eine Zusammenarbeit mit der FPÖ, die nach innerparteilichen Querelen die alte rechtskonservative Regierung beendet hatte, könne es nur mit "verlässlichen Rahmenbedingungen" von Seiten des Juniorpartners geben. "Es muss Garantien und Sicherheiten geben", sagte Schüssel am späten Sonntagabend an die Adresse der FPÖ. "Manche Festlegungen vor der Wahl müssen überdacht werden", verlangte Schüssel mit Blick auf die Sozialdemokraten (SPÖ).

Die SPÖ, die vom ersten auf den zweiten Platz zurückgefallen war, wird in der Opposition bleiben. "Unser Platz wird in der Opposition sein", kündigte SPÖ-Parteichef Alfred Gusenbauer nach der Wahl an. Er hatte vor der Abstimmung die Oppositionsrolle der SPÖ im Falle eines zweiten Platzes angekündigt. Seine Partei hatte zwar leicht gewonnen, war aber aber mit 36,9 Prozent (+3,8 Prozentpunkte) abgeschlagen auf Platz zwei gelandet. Die Mehrheit in der SPÖ sage, "bevor wir unsere Wahlziele verraten, werden wir in die Opposition gehen", versicherte Gusenbauer weiter.

Weiter in der Opposition werden auch die schon bisher dort sitzenden Grünen bleiben. Sie hatten bei der Wahl 9,0 Prozent (+1,6 Prozent) erzielt - deutlich weniger als geplant. Die von den Grünen und der SPÖ angestrebten erste rot-grüne österreichische Regierung kommt damit auf keinen Fall zu Stande.

Der FPÖ-Vorsitzende und Spitzenkandidat Herbert Haupt will nach dem verheerenden Wahlergebnis "selbstverständlich" seinen Rücktritt anbieten, sagte der Politiker nach der Wahl. Er wolle aber an der Spitze der Partei bleiben. "Wenn es nach mir geht, soll sich die Partei in der Regierungsverantwortung neu ordnen", hatte er am Sonntagabend angekündigt. Über seine Position und den Kurs der Partei müsse aber der Vorstand am Montag entscheiden.

(RPO Archiv)
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