Organisation kürzt Fördermenge um vier Prozent Öl wird wieder teurer

Wien (rpo). Autofahren wird wohl bald wieder teurer. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) will die Fördermengen um vier Prozent kürzen, allerdings sollen sich keine größeren Schwankungen ergeben.

Dennoch: Nach Einschätzung von Experten droht kaum eine neuerliche Explosion der Öl- und Spritpreise. Rohölpreise über 30 Dollar je Barrel scheinen vorerst nicht wahrscheinlich, auch wenn die OPEC-Mitglieder ab April täglich eine Million Barrel des schwarzen Goldes weniger aus dem Boden pumpen wollen. Im Januar war bereits eine Kürzung um 1,5 Millionen Barrel beschlossen worden (1 Barrel = 159 Liter).

"Der Ölpreis wird auch von der Konjunktur bestimmt", argumentiert der Leiter der Konjunkturabteilung am Institut für Weltwirtschaft, Joachim Scheide. Im vergangenen Jahr explodierte der Ölpreis nicht zuletzt wegen der guten Konjunkturentwicklung und der gestiegenen Nachfrage. Auch die damalige Erhöhung der OPEC-Fördermengen konnte einen Anstieg des Ölpreises bis auf 30 Dollar und mehr je Barrel nicht bremsen. Die Verbraucher klagten über hohe Sprit- und Heizölpreise, die Inflation kletterte nach oben.

In diesem Jahr hat sich das Szenario grundlegend gewandelt. Die Weltkonjunktur hat sich abgeschwächt, und der Ölpreis ist entsprechend unter Druck geraten, wie Scheide erläutert. Der Experte schließt nicht aus, dass dies wenigstens noch bis zur Jahresmitte anhalten könnte. Die Entscheidung der OPEC könne lediglich ein drastisches Absinken des Preises verhindern, den Scheide in der nächsten Zeit um die 25 Dollar sieht - immer vorausgesetzt natürlich, dass es nicht zu größeren Krisen im Nahen Osten kommt. Zudem dürfte die Ölrechnung im Euroland wegen des gestärkten Euros etwas kleiner werden, denn Rohöl wird in Dollar abgerechnet. Der stärkere Euro mache derzeit etwa fünf Prozent des Preises aus, sagt Scheide.

Die Ölbranche verweist ferner darauf, dass das zweite Quartal traditionell die Saison der schwächsten Nachfrage sei: Die Heizsaison gehe zu Ende, aber die großen Urlauberströme im Auto haben noch nicht eingesetzt. Die Firma DEA hatte zudem vor der Entscheidung der Ölminister hochgerechnet, dass eine Förderkürzung bis 700.000 Barrel am Tag die Preise weiter sinken lassen würde, bei 700.000 bis zu einer Million würde sich nichts ändern. Erst darüber hinaus rechnete DEA mit einer Preis treibenden Wirkung.

Einige OPEC-Staaten förderten mehr als vereinbart

Die OPEC-Staaten, die fast 40 Prozent des Öls auf der Welt aus dem Boden pumpen, hoffen, dass auch Nicht-Mitglieder wie Russland oder Mexiko ihre Förderung drosseln. Analysten weisen allerdings darauf hin, dass schon die Disziplin innerhalb der OPEC in der Vergangenheit nicht allzu groß war. Einige Staaten hätten im vergangenen Monat etwa 500.000 Barrel Rohöl mehr gefördert als in der ersten Kürzungsrunde im Januar vereinbart. OPEC drosselt Ölfördermenge QTime | Real | Winmedia

Der Preis könnte am Montag leicht anziehen, "aber ich glaube nicht, dass die Steigerung hoch ausfallen wird", sagt denn auch der Chef des Rohstoff-Researchs von GNI in London, Lawrence Eagles. Zwar könnten auch die Spritpreise etwas steigen, mit einer Preisexplosion wie im vergangenen Jahr rechnet der Experte aber nicht.

Und auch die OPEC selbst, die den Ölpreis angesichts saisonal schwacher Nachfrage und einer weltweiten Abschwächung des Wirtschaftswachstums mit der Drosselung der Fördermenge bei etwa 25 Dollar je Barrel stabilisieren will, scheint kein Interesse daran zu haben, die Verbraucher mit einer Ölpreisexplosion zu verärgern. So betonte OPEC-Präsident Tschakib Chelil ausdrücklich, bei dem Beschluss habe die Organisation auch die Situation der Verbraucherländer berücksichtigt.

(RPO Archiv)
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