Weltbank: Entwicklungskomitee tagt in Prag Öl-Sonderhilfe für hochverschuldete Länder

Prag (dpa) - Eine Sonderhilfe soll verhindern, dass die internationalen Bemühungen um eine Entschuldung der ärmsten Länder durch die Ölpreisexplosion unterlaufen werden. Das hat am Montag das Entwicklungskomitee der Weltbank in Prag beschlossen.

Auch auf Initiative von Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul wurde vereinbart, dass die durch die Rohstoffpreisentwicklung in Not geratenen Länder beim Schuldenerlass zusätzlichen Bedarf geltend machen können. Gleichzeitig will die Weltbank die schlimmsten Folgen der Devisenverluste für alle betroffenen Entwicklungsländer abfedern.

US-Finanzminister Larry Summers warnte davor, dass auch eine Übereilte Umsetzung der Entschuldungsprogramme deren Ziele gefährden könne. „Der Wunsch nach Tempo darf nicht die Notwendigkeit überlagern, langfristige Resultate zu erreichen“, sagte Summers. Es dürfe nicht das Hauptziel der Schuldeninitiative aus dem Blick geraten, zu einer langfristigen Entwicklungsperspektive für die ärmsten Länder beizutragen. Neue Kredite dürften nur unter strengsten Auflagen gegeben werden.

Nach den Worten des Weltbankpräsidenten James Wolfensohn ist die HIPC-Initiative auf gutem Wege. Bisher sind zehn Länder aufgenommen worden; bis zum Jahresende sollen es 20 sein. Insgesamt geht es dabei um einen Schuldenerlass von 50 Milliarden Dollar. Wolfensohn mahnte die Geberländer, die zugesagten Zahlungen zur Finanzierung auch zu leisten. Unter anderem fehlt noch der Beitrag der USA, der vom Kongress blockiert wird.

Das politische Lenkungsgremium der Bank bereitete die gemeinsame Jahrestagung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vor, die am Dienstag in der tschechischen Hauptstadt beginnt. Summers forderte dabei eine umfassende Überprüfung der Kreditbedingungen der Bank. Er befürwortete eine Differenzierung je nach Ländern und Projekten. Die Bank müsse vor allem ihre Rolle in Ländern mit mittleren Einkommen neu definieren und sich auf Projekte konzentrieren, in die der Privatsektor nicht investierte.

Auch Wieczorek-Zeul sprach sich für eine Neubestimmung der Aufgaben der Weltbank in den wohlhabenderen Schwellenländern aus. Dies müsse aber in enger Abstimmung mit ihnen geschehen. „Ideal wäre es, wenn auch die Schwellenländer Armutsbekämpfungsstrategien entwickelten.“ Sie verwies darauf, dass ein Drittel der ärmsten Menschen in diesen Staaten lebten.

Am Dienstag kommen in Prag für drei Tage die Finanzminister und Notenbankchefs der 182 Mitgliedsländer von IWF und Weltbank zu ihrer Jahresversammlung zusammen. Offen ist noch, ob die angekündigten Protestaktionen von Globalisierungsgegnern den Ablauf beeinträchtigen werden.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort