Washington Obama hat in den USA den gläsernen Wähler geschaffen

Washington · Eine riesige Datenbank hilft den Demokraten in Wahlkämpfen, erfasst dabei auch viele private Details.

Barack Obama besitzt einen Schatz: die größte Datensammlung der amerikanischen Wahlkampfgeschichte. Bis zur Präsidentschaftswahl hüteten Obamas Kampagnenchefs ihr Geheimnis. Doch inzwischen sickern immer mehr Details zu einem Erfassungssystem durch, das die republikanischen Gegner vor Neid erblassen lässt – und künftige Wahlen verändern dürfte.

Schon nach Obamas erstem Wahlsieg 2008 haben seine Strategen Jim Messina und David Axelrod die damals bewunderte, sich auf das Internet und soziale Netzwerke gründende Mobilisierungsmaschinerie mit Blick auf die Wiederwahl zu perfektionieren begonnen. Sie ließen ein einzigartiges Datensystem aufbauen: Die Kampagne heuerte unter anderem einen Experten an, der das Konsumentenverhalten in Supermärkten transparent gemacht hat.

120 Top-Mitarbeiter bauten eine Datenzentrale auf, die das Wissen über die Amerikaner bündelte. Informationen aus allen öffentlich zugänglichen Datenbanken flossen hier zusammen. "Obama for America" schuf gläserne Wähler. Die Wahlkampforganisation kannte ihre Magazin-Abonnements, ihre Autos, den Wert ihrer Häuser, ihre Jagdlizenzen – und alle Informationen über ihr Wahlverhalten.

2013 sind Gouverneurswahlen, bei denen die gesammelten Erkenntnisse den demokratischen Kandidaten einen Startvorteil verschaffen. Auch Obama will sein Wissen für politische Kampagnen weiter nutzen. Zum Verkauf werden die teils immer noch geheimen Datensysteme aber nicht stehen.

Problematisch ist die Sammlung für den Datenschutz: Wegen eines Schlupflochs in den US-Gesetzen haben die Regulierungsbehörden, die kommerzielle Datensammlungen überwachen, auf Wahlkampf-organisationen keinen Zugriff.

(RP)
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