Frauensache O Mann, Steinbrück!

Angela Merkel sei so beliebt, weil sie einen Frauenbonus habe, hat Peer Steinbrück gesagt. Dieses Gerede hat nur ein Ziel: weiblichen Erfolg zu relativieren.

Da ist es wieder, das Wort aus dem Geschlechterkampf der Achtziger, die verbale Retourkutsche der Männer gegen die Emanzipationsbewegung, das Totschlagargument gegen weiblichen Erfolg – der Frauenbonus. Peer Steinbrück hat den Frauenbonus aus den Niederungen des Gestrigen hervorgekramt, um zu rechtfertigen, warum die Bundeskanzlerin in den Umfragen deutlich besser dasteht als er: "Angela Merkel ist beliebt, weil sie einen Frauenbonus hat", hat Steinbrück in einem Interview gesagt.

Frauenbonus, das klingt nach den Coupons, die man an Supermarktkassen bekommt und die dann in ein Sammelheft geklebt werden. Wenn das voll ist, erhält man ein WMF-Kochtopf-Set oder ein elektrisches Schneidemesser zum reduzierten Preis. Also, heute schon den Frauenbonus an der Karrierekasse abgeholt? Sammeln Sie weibliche Pluspunkte, dann gibt es Erfolg zum reduzierten Einsatz!

Dieses Gerede hat zum Ziel, weiblichen Erfolg zu relativieren. Zu dieser Strategie gehört auch das vorgebliche Lob: Merkel habe es geschafft, sich in einer Männerwelt durchzusetzen, und das bringe ihr Anerkennung ein, hat Steinbrück gesagt. Was nach Respekt klingt, ist tatsächlich ein Trick: Den Geschlechterkampf als Schablone für Erfolg zu nehmen, lenkt von den Leistungen in der Sache ab. Zugleich wird durch den Verweis auf die Männerwelt suggeriert, dass Macht noch immer in männlicher Hand liegt. Während Steinbrück in Deutschland über Frauenboni philosophiert, ist im US-Bundesstaat Iowa gerade eine Zahnarzthelferin von ihrem Chef entlassen worden, weil er sie zu verführerisch fand und fürchtete, ihr nicht widerstehen zu können. Zwischen Frauenbonus und Frauenmalus ist es offenbar nur ein schmaler Grat.

Aber zurück zu Steinbrück: Dass ein Mann wie er einerseits den Frauenbonus ins Feld führt, andererseits aber für eine Frauenquote eintritt, ist nur scheinbar ein Widerspruch. Denn eine gesetzliche Frauenquote kann von Männern, bei denen es karrieretechnisch gerade nicht so läuft, bestens als Entschuldigung für den eigenen Misserfolg genutzt werden. Statt Frauenbonus heißt die Ausrede dann eben Quotenbonus.

Zum Schluss daher noch ein Tipp für all die, die sich von angeblich weiblichen Privilegien bedroht fühlen: Das Referat 408 im Bundesfamilienministerium befasst sich mit der "Gleichstellungspolitik für Männer und Jungen". Eine seiner Initiativen heißt "Mehr Männer in die Kitas" und zeigt Karrierechancen in pädagogischen Berufen auf. Wenn da mal nicht ein Männerbonus drin ist!

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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