Persönlich Nuri al Maliki will im Irak weiter alleine regieren

Selbst enge Mitarbeiter können sich nicht erinnern, diesen Mann einmal herzlich lachend erlebt zu haben. Der irakische Ministerpräsident Nuri al Maliki (63) gilt als ebenso verbissen wie stur. Damit ist der ehemalige Lehrer derzeit wohl das größte Problem seines Landes. Seit 2006 leitet Maliki die Regierung des Zweistromlandes und hat in dieser Zeit so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Rücksichtslos hat der Schiit die Minderheit der sunnitischen Iraker ausgegrenzt und so erst dafür gesorgt, dass das Land dem Ansturm der Terrormiliz "Islamischer Staat im Irak und in Syrien"(Isis) beinahe wehrlos gegenübersteht.

Nuri al-Maliki will im Irak weiter alleine regieren
Foto: ap

Nur wenn alle irakischen Volksgruppen, neben den Schiiten auch die Sunniten und die Kurden, an der Macht in Bagdad beteiligt werden, besteht eine Chance, das Land wieder zu stabilisieren. Dafür müsste die Reizfigur Maliki allerdings weichen. Und genau das kommt für ihn überhaupt nicht infrage. Die Bildung einer Einheitsregierung oder gar seinen Rücktritt lehnte der Premier gestern strikt ab.

Diesen misstrauischen Machtmenschen zum Rückzug zu zwingen, dürfte schwer werden. Maliki mag verbohrt sein und vor allem als Statthalter iranischer Interessen fungieren, aber er ist auch ein gewiefter Politiker. Als Regierungschef ist er in Personalunion auch noch Verteidigungs- und Innenminister und kontrolliert obendrein die Geheimdienste. Außerdem hat seine Partei gerade erst die Parlamentswahl gewonnen und sieht sich einer heillos zerstrittenen Opposition gegenüber. Selbst den bedrohlichen Vormarsch der sunnitischen Isis-Kämpfer bis vor die Tore Bagdads weiß Maliki für sich zu nutzen, indem er die verschiedenen schiitischen Milizen zur Verteidigung der heiligen Stätten hinter sich schart.

So könnte sich der unbelehrbare Lehrer noch eine ganze Weile an der Macht halten - vielleicht sogar bis zum bitteren Ende, bis zum völligen Zerfall der staatlichen Ordnung im Irak.

(RP)
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