Düsseldorf NRW: Müll-Öfen blasen zu viel Dioxin in die Luft

Düsseldorf · Die Grünen in NRW wollen die Dioxin-Belastung verringern, die durch die Verbrennung von Gewerbemüll in Industrieanlagen entsteht. In NRW gibt es 200 Kraftwerke, die pro Jahr rund 5,1 Millionen Tonnen Sondermüll zur Energiegewinnung verfeuern. "Bislang ermöglicht eine Ausnahmeregelung in der Bundesimmissionsschutzverordnung, dass dort Schadstoffe wie Dioxine, Furane und Schwermetalle freigesetzt werden", kritisiert der Landtagsabgeordnete Hans Christian Markert von den Grünen. Das gesetzliche Schlupfloch sei mit dafür verantwortlich, dass in Nordrhein-Westfalen der Dioxin-Grenzwert bei jedem vierten Freiland-Rind überschritten werde. Schon kleinste Mengen Dioxin sind hochgiftig und können Krebs auslösen.

Die Grünen wollen im Landtag jetzt noch vor der Sommerpause über die Novellierung der Grenzwerte diskutieren. Durch eine Bundesratsinitiative könnte die rot-grüne Landesregierung die Verschärfung der Richtwerte auf den Weg bringen.

Die Mitverbrennung in Industrieanlagen ist bislang für viele Gewerbebetriebe ein lukratives Geschäft. Während die Entsorgung von Haus- und Sondermüll in den 29 zumeist hochmodernen Müllverbrennungsanlagen von NRW rund 130 Euro pro Tonne kostet, verlangen Kraftwerksbetreiber oft nur 50 Euro pro Tonne. "Deshalb sind die technisch ausgereiften Müllverbrennungsanlagen oft nicht ausgelastet", sagt Markert. Dort würden Dioxine durch Mindesttemperaturen von 850 bis 1100 Grad Celsius fast vollständig beseitigt. In Kraftwerken seien die Verbrennungstemperatur und die Standards bei der Rauchgasbehandlung oftmals geringer. "Dort können die Schadstoffe vielfach nicht vernichtet werden und werden in die Luft geblasen", so der Politiker.

Müll-Mitverbrennung findet in NRW unter anderem in den Kraftwerken großer Energiekonzerne und in Zementwerken statt. Als "Sekundärbrennstoffe" werden Holz, organische Verbindungen, Papier, Altöl, Klärschlamm, Tierkörper und Tiermehl verwendet. Über die Nahrungskette reichern sich die Umweltgifte in den heimischen Tieren an. Der Mensch nimmt sie dann über Nahrungsmittel wie Fisch, Fleisch, Eier und Milchprodukte auf.

(RP)
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