Meschede NRW-Finanzminister schützt Schützen

Meschede · Finanzämter wollten in einigen Fällen die Aufnahme von Frauen durchsetzen.

Für Wirbel hat das Finanzamt Meschede im Sauerland mit seiner Ankündigung gesorgt, Schützenvereinen müsse die Gemeinnützigkeit entzogen werden, sollten sich diese nicht für Frauen öffnen. NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) reagierte und erklärte, dass die Traditionsvereine im Regelfall weit über ihre Mitgliedschaft hinaus wirkten. "Deshalb dienen sie der Allgemeinheit und erfüllen die Anforderungen an die Gemeinnützigkeit. Damit ist das Thema für mich vom Tisch."

Es müsse aber darüber diskutiert werden, ob es in eine aufgeklärte Zeit passe, wenn Frauen in einem Verein zur Förderung und Pflege von Kultur und Tradition die Mitgliedschaft verwehrt werde, so Walter-Borjans. "Über einen wünschenswerten Sinneswandel sollte jedoch eine offene Debatte entscheiden und nicht die Finanzverwaltung." Auch der Bund der Historischen Schützenbruderschaften (BHDS) begrüßte die Diskussion.

Drei Bruderschaften im Rheinland hatten ebenfalls eine Aufforderung zur Änderung ihrer Satzung erhalten, wie der BHDS mitteilte. Von den rund 1300 Mitgliedsvereinen aus den Bistümern zwischen Trier und Paderborn nehmen etwa die Hälfte unter Berufung auf die Tradition keine Frauen auf. Die Grundwerte legten jedoch fest, dass es sich bei den Bruderschaften um familiäre Gemeinschaften handelte, betonte Emil Vogt, Bundesschützenmeister des BHDS. Die Vereinstätigkeiten kämen damit auch Kindern, Frauen und anderen Gruppen wie etwa Flüchtlingen zugute.

Offen sei zudem, was bei einer Durchsetzung der Forderung mit reinen Frauenvereinen passiert wäre. Im Umkehrschluss hätte dann auch Frauenchören oder -Fußballvereinen der Entzug der Gemeinnützigkeit gedroht. Für das Ehrenamt wäre dies ein fatales Zeichen, sagt Vogt: "Das Ehrenamt würde damit demontiert."

(jeku)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort