NRW-Ärzte sind Schlusslicht bei Honoraren

Berlin/düsseldorf In Nordrhein-Westfalen stehen immer mehr Arztpraxen finanziell unter Druck. Grund ist die ungleiche Verteilung der Honorare zwischen den Regionen, aber auch den einzelnen Arztgruppen. Während die Hausärzte, die Radiologen und auch die Orthopäden überwiegend noch gute Einkommen haben, stehen einzelne Facharztgruppen schlecht da. Dazu zählen Augenärzte und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, sofern sie nicht ambulant operieren.

Die Honorarunterschiede wirken sich auch auf die Versorgung der Versicherten aus. Während die Ärzte in Berlin pro Versichertem und Jahr insgesamt 386 Euro einnehmen, erhalten die Mediziner im Großraum Düsseldorf und am Niederrhein nur 330 Euro pro Versichertem und Jahr.

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein hat anhand von Praxen mit durchschnittlich hoher Patientenzahl errechnet, dass ein verheirateter Augenarzt mit zwei Kindern nach Abzug seiner Kosten für Praxis, Altersvorsorge, Krankenversicherung und Steuern aus den von den Krankenkassen finanzierten Honoraren ein Netto-Gehalt von 1822 Euro erwirtschaftet. Bei den Hals-Nasen-Ohren-Ärzten liegt die Summe nach Berechnung der KV Nordrhein bei 2310 Euro pro Monat. KV-Chef Peter Potthoff räumt allerdings ein, dass sich die Praxiseinnahmen der Augenärzte durch private Leistungen und Igel-Behandlungen um 50 Prozent erhöhten. Bei den HNO-Ärzten gebe es eine Steigerung um 20 Prozent.

Dennoch sieht der KV-Chef eine Reihe von Praxen in Gefahr. "Das sind Durchschnittswerte. Es gibt Praxen, die noch weniger abwerfen", sagte Potthoff. Vor allem Ärzte in sozial schwachen Wohngebieten mit wenigen Privatpatienten müssten um ihre Existenz kämpfen.

Wie hoch die Einnahmen der niedergelassenen Mediziner tatsächlich liegen, ist ein Dauerstreit zwischen Ärzteschaft und Krankenkassen. Nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes verdient ein Arzt nach Abzug seiner Praxiskosten, aber vor Steuern und anderen Abgaben für Gesundheits- und Alterssicherung monatlich mehr als 10 000 Euro.

"Die Ärzte in Nordrhein werden nicht schlecht bezahlt", betonte auch der Chef der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs. Er räumte zugleich ein, dass es erhebliche Unterschiede bei den Einnahmen gebe. Er forderte eine stärkere Verteilung der Honorare nach dem medizinischen Bedarf. Zugleich sprach er sich für eine umfassende Reform der Honorarverteilung aus, wonach auch das Gespräch mit Patienten belohnt werden solle.

Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn forderte eine "verlässliche Perspektive" für eine Besserstellung Nordrhein-Westfalens bei den Honoraren. "Denn unsere Ärzte sind nicht schlechter als süddeutsche Ärzte."

(RP)
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