Norwegischer Minister nimmt Polizisten in Schutz

Oslo (RP) Das norwegische Justizministerium hat die Arbeit der Sicherheitskräfte nach dem Doppelanschlag vom Freitag verteidigt. "Ich denke, die Polizei hat in dieser Situation gute Arbeit geleistet", sagte Justizminister Knut Storberget. Von einer Untersuchung der Ermittlungsarbeit halte er zu diesem Zeitpunkt nichts. Zwar sei es nötig, die Arbeit der Polizei offen und kritisch zu bewerten. "Es gibt aber eine Zeit für alles", sagte Storberget. Zunächst einmal müsse man sich um die Betroffenen kümmern. Der Justizminister erklärte zudem, dass auch mehrere seiner eigenen Mitarbeiter weiterhin vermisst würden. Zudem stünden seinem Ressort nach der Explosion im Regierungsviertel keine Büros mehr zur Verfügung.

In den vergangenen Tagen wurden kritische Stimmen am Vorgehen der norwegischen Sicherheitskräfte lauter. So mussten die Behörden die offizielle Zahl der Toten auf der Insel Utoya von 86 auf 68 korrigieren. In dem Durcheinander nach dem Massaker seien einige Leichen offenbar doppelt gezählt worden, hieß es. Auch deshalb veröffentlichte das Justizministerium gestern Abend eine Liste mit Namen der Toten. Offenbar sind vier Tage nach dem Massaker immer noch nicht alle Opfer gefunden. Die norwegische Polizei setzte ihre Suche nach Vermissten an beiden Tatorten fort. Anders Behring Breivik hatte am Montag gestanden, den Doppelanschlag mit 76 Toten begangen zu haben, sich zugleich aber nicht schuldig bekannt. Die kommenden acht Wochen bleibt der 32-Jährige zunächst in Untersuchungshaft, die ersten vier Wochen in Isolationshaft.

Der mutmaßliche Massenmörder sorgte gestern für Aufregung, da er von "weiteren Zellen" innerhalb Europas sprach. So begann die britische Polizei mit Ermittlungen, da Breivik offenbar Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen auf der Insel hatte. Nach Angaben britischer Medien soll Breivik 2010 an einer Demonstration der ultrarechten English Defence League (EDL) teilgenommen haben und mit Mitgliedern der Gruppe über die Internetplattform Facebook Kontakt gehabt haben. Laut "Independent" und "Daily Telegraph" hatten rund 150 EDL-Mitglieder über das Internetnetzwerk Verbindungen zu Breivik.

Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders nannte den Attentäter einen "Wahnsinnigen"; weder seine Freiheitspartei (PVV) noch er selbst seien "verantwortlich für einen einsamen Idioten", hieß es in einer Erklärung Wilders' auf der Website der PVV. "Dass der Kampf gegen den Islam durch einen Psychopathen auf gewaltsame Weise missbraucht wird, ist ein Schlag ins Gesicht der weltweiten Anti-Islam-Bewegung."

(RP)
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