Oslo Norwegen will zur Batterie für den Rest Europas werden

Oslo · Norwegen exportiert nicht nur sein Öl aus der Nordsee. Schon heute ist das skandinavische Land auch Stromlieferant. So fließt Strom aus Wasserkraft per Unterwasserkabel nach Dänemark und in die Niederlande. Schweden, Finnland und Russland werden über Landleitungen versorgt. Nach einem Abkommen mit Deutschland über ein Unterseekabel wollen die Norweger nun auch ein weiteres Kabel nach Großbritannien verlegen.

Zwei Milliarden Euro soll die längste Unterwasserkabelverbindung der Welt namens North Sea Network kosten. Sie soll 2021 fertig sein und eine Übertragungskapazität von 1,4 Gigawatt haben. 14 Prozent der britischen Haushalte sollen so versorgt werden. Die Strommärkte beider Länder werden dann direkt verbunden sein. "Dies ist nicht nur ein technisch sehr beeindruckendes Projekt, womit wir einen neuen Weltrekord erreichen. Es ist auch ein spannender Beitrag zur Erhöhung der erneuerbaren Energieproduktion in Europa", sagt Henrik Glette von Norwegens staatlicher Stromnetzbehörde Stattnett.

Die Norweger selbst verbrauchen relativ viel Strom. Licht und die häufig ebenso mit Strom versorgten Heizkörper werden im Alltag selten abgestellt. Im ansonsten sehr teuren Norwegen zählt ausgerechnet Strom zu den wenigen wirklich preiswerten Produkten. Das ist eine Folge der vielen Wasserkraftwerke, die für 99 Prozent der einheimischen Stromversorgung stehen.

Naturschutzverbände prangern seit den 70er Jahren freilich auch die Kehrseite des "sauberen" Stroms an. Denn die Eingriffe in das Ökosystem haben Spuren hinterlassen. Von Norwegens Flüssen sind heute rund 1000 Kilometer trocken gelegt. Auf 4000 Kilometern hat sich die Wasserführung erheblich reduziert. Studien belegen eine Verringerung der biologischen Vielfalt. Fischbestände nahmen dramatisch ab. Einige Tier- und Vogelarten verschwanden ganz. Die Wasserkraftgebiete seien ernsthaft erkrankt, warnen Wissenschaftler.

(RP)
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