Tunis/Paris/Berlin Niederrheiner unter Terroropfern

Tunis/Paris/Berlin · Unter den 38 Getöteten des Terroranschlags in Tunesien ist auch ein Tourist aus Korschenbroich. Ein weiteres Opfer könnte aus Willich stammen. Ob weitere Bundesbürger ums Leben kamen, ist noch nicht geklärt.

Einen Tag nach dem verheerenden Anschlag im tunesischen Badeort Sousse informierte das Auswärtige Amt den Landrat des Rhein-Kreises Neuss, Hans-Jürgen Petrauschke (CDU), sowie den Bürgermeister von Korschenbroich, dass eines der Opfer aus der niederrheinischen Stadt stamme. Auch der Bürgermeister von Willich erhielt einen Anruf, diesmal aus dem Bundesinnenministerium: Bei einem Touristen, der noch vermisst werde, könnte es sich um einen Bürger aus Willich handeln. Dafür gibt es aber noch keine Bestätigung. Bisher sind 19 Opfer des Angriffs eines mutmaßlichen Islamisten auf das Strandhotel in Tunesien identifiziert worden. Die meisten Toten - insgesamt 15 - stammen demnach aus Großbritannien. Zu den Opfern zählen aber auch ein Ire, ein Portugiese und ein Belgier.

Der Angreifer studierte nach bisherigen Erkenntnissen Elektro-Ingenieurwesen in der Stadt Kairouan, einer Hochburg von Salafisten. Er hatte am Freitag das Strandhotel "Imperial Marhaba" überfallen und am belebten Strand das Feuer eröffnet. Später erschossen Polizeikräfte den Mann. Zu dem Angriff bekannten sich Unterstützer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in einer nicht verifizierbaren Twitter-Mitteilung. Der tunesische Innenminister kündigte den Einsatz 1000 zusätzlicher Sicherheitskräfte zur Bewachung von Urlaubsorten im Land an. Dennoch verließen viele Urlauber die Region. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) will heute an den Ort der Terrorattacke reisen.

Noch weitgehend unklar sind die Hintergründe der Bluttat von Lyon, wo am Freitag ein Attentäter ein Werk für Industriegase überfallen und seinen Chef enthauptet hatte. Der 35-jährige Jassin S. hat den Mord offenbar gestanden. Er machte nach der Tat ein Selfie, ein Selbstporträt mit dem abgetrennten Kopf seines Chefs. Das Foto übermittelte er über den Kurznachrichtendienst WhatsApp an eine Handy-Nummer in Kanada. Die kanadischen Behörden bemühen sich, den Empfänger zu ermitteln. Die Nummer könnte lediglich zur Weiterleitung gedient haben. Ob der Attentäter sein Opfer enthauptet hat oder den Kopf erst nach dessen Tod abtrennte, wird noch untersucht.

In Kuwait identifizierten die Behörden inzwischen den Attentäter, der ebenfalls am Freitag bei einem Selbstmordanschlag auf eine schiitische Moschee 27 Menschen getötet hatte. Der Mann sei Saudi-Araber gewesen.

(RP)
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