Amsterdam/Kuala Lumpur Niederlande stehen unter Schock

Amsterdam/Kuala Lumpur · Mindestens 189 Staatsbürger starben beim Absturz von Flug MH 17.

Im Laufe des gestrigen Tages wurden immer mehr tragische Schicksale von Familien und Opfern des Flugzeugabsturzes von Flug MH 17 bekannt. An Bord des abgestürzten Flugzeugs befand sich neben vielen weiteren Aids-Forschern und -Aktivisten der weltweit renommierte niederländische Wissenschaftler Joep Lange. Er war ebenso wie Glenn Thomas, ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation, auf dem Weg zur Welt-Aids-Konferenz in Melbourne. Der Abgeordnete der ersten Kammer des niederländischen Parlaments, Willem Witteveen, kam mit Frau und Tochter ebenfalls bei dem Absturz um.

Mindestens 189 Niederländer kamen bei dem Absturz ums Leben. In der Kleinstadt Naarden bei Amsterdam trauern die Einwohner um eine junge Mutter und ihre drei Kinder. Eine Schule in der Nähe von Utrecht schreibt im sozialen Netzwerk Facebook, dass drei ihrer Schüler an Bord der Unglücksmaschine gewesen seien. Die Onlineausgabe der britischen Zeitung "The Independent" berichtet von einer australischen Familie, die gleich vier Mitglieder bei Abstürzen von Malaysia Airlines verloren hat. Kaylene Manns Bruder Rod Burrows und seine Frau Mary hätten im März in der verschwundenen Maschine des Flugs MH 370 gesessen, heißt es auf der Internetseite. Gestern musste Mann erfahren, dass ihre Stieftochter Maree Rizk gemeinsam mit ihrem Mann Albert auf dem Rückflug von einem Europa-Urlaub an Bord von Flug MH 17 starb.

Glück hatte der niederländische Radprofi Maarten de Jonge. Der 29-Jährige, der für das malaysische Team Terengganu fährt, buchte nach eigener Aussage kurzerhand seinen Flug nach Kuala Lumpur auf Sonntag um, weil das billiger gewesen sei. Eigentlich hätte er in der abgestürzten Maschine sitzen sollen, teilte de Jonge niederländischen Medien mit. Auch auf den verschollenen Flug der Malaysia Airlines im März sei er gebucht gewesen, habe sich aber kurzfristig anders entschieden.

Mehr als 100 Angehörige von Fluggästen wurden in einem Hotel in der Nähe des Amsterdamer Flughafens Schiphol von Psychologen betreut und über den Absturz informiert. Trauma-Experte Christian Lüdke hält das für einen wichtigen Schritt bei der Bewältigung der Erlebnisse. "Nach einer solchen Katastrophe wollen die Angehörigen meistens sehr genau wissen, was passiert ist. Das ist wichtig, denn es gibt Sicherheit. Häufig machen sich Angehörige Vorwürfe, sie glauben, selbst Schuld an dem Unglück zu tragen." Besonders kompliziert sei der Trauerprozess, wenn Angehörige durch eine Gewalttat oder im Krieg ums Leben gekommen sind. "Die Sinnlosigkeit der Tat ist schwerer zu verarbeiten als beispielsweise der Verlust eines geliebten Menschen durch eine Naturkatastrophe", sagt Lüdke.

(RP)
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