Niederländerin gehängt – Den Haag bricht mit Teheran

Den Haag/Teheran (RP) Eine iranisch-niederländische Frau ist am Samstag im Iran gehängt worden. Das staatliche Fernsehen berichtete, Sahram Bahrami sei wegen des Verkaufs und Besitzes von Drogen hingerichtet worden. Die Verurteilte war aber an den Protesten gegen die umstrittene Präsidentenwahl 2009 beteiligt. Das iranische Staatsfernsehen berichtete, Bahrami sei ursprünglich wegen Sicherheitsverstößen festgenommen worden. Die Demonstranten waren nach der Wahl auf die Straße gegangen und hatten Präsident Mahmud Ahmadinedschad Betrug vorgeworfen.

Die niederländische Regierung kappte aus Protest gegen die Hinrichtung die diplomatischen Kontakte zu Teheran. Der niederländische Außenminister Uri Rosenthal sei "schockiert, erschüttert über diesen Akt eines barbarischen Regimes", sagte Außenministeriumssprecher Bengt Van Loosdrecht.

Die Hinrichtung sei besonders schockierend, weil der iranische Botschafter in den Niederlanden, Gharib Abadi, noch am Freitag dem niederländischen Außenminister versichert habe, dass die rechtlichen Möglichkeiten Bahramis noch nicht ausgeschöpft seien.

Das Einfrieren der diplomatischen Beziehungen bedeutet dem Außenministeriumssprecher zufolge, dass Bedienstete der iranischen Botschaft in den Niederlanden nicht ohne vorherige schriftliche Erlaubnis niederländische Beamte treffen oder Kontakt zu ihnen aufnehmen dürfen.

Das niederländische Außenministerium riet Bürgern, die wie Bahrami die niederländische und iranische Staatsbürgerschaft besitzen, dringend von Reisen in den Iran ab. Wegen des Abbruchs der diplomatischen Beziehungen hätten Beamte des niederländischen Konsulats im Iran keinen Zugang zu ihnen, sollten sie festgenommen werden, erklärte Loosdrecht.

Minister Rosenthal wolle die Angelegenheit kommende Woche bei einem Treffen der europäischen Außenminister in Brüssel thematisieren, sagte Lossdrecht. Die Niederlande würden sich um "kollektive Maßnahmen" gegen das Mullah-Regime im Iran bemühen.

Bahrami befand sich seit Dezember 2009 in iranischer Haft. Niederländischen Diplomaten war der Zugang zu der Frau verwehrt worden, da Teheran deren niederländische Staatsbürgerschaft nicht anerkannte. Bahrami wurde im Iran geboren, erlangte aber nach ihrem Umzug in die Niederlande die dortige Staatsbürgerschaft.

Unterdessen forderten die Justizminister von Bund und Ländern gestern in einem gemeinsamen Appell das Regime im Iran auf, die seit 16 Wochen inhaftierten beiden Reporter von "Bild am Sonntag" freizulassen. Die Minister erwarten von Teheran, dass es die seit dem 10. Oktober eingesperrten Deutschen umgehend auf freien Fuß setzt und ihnen die Rückkehr nach Deutschland ermöglicht.

(RP)
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