Neuer Kultur-Staatsminister ist fest in der Partei verwurzelt Nida-Rümelin: Kulturmanager und Sozialdemokrat

Berlin (dpa). Der neue Kultur-Staatsminister Julian Nida-Rümelin ist Philosophie-Professor, Kulturmanager - und auch Sozialdemokrat. Anders als sein Vorgänger, der Politik-Quereinsteiger Michael Naumann, ist Nida-Rümelin fest in der SPD verwurzelt: Zusammen mit Wolfgang Thierse leitet Nida-Rümelin seit Jahren das "Kulturforum der Sozialdemokratie" und schuf auch gemeinsam mit ihm die Dialogreihe "Philosophie und Politik".

Spektakulär war das Streitgespräch, dass Nida-Rümelin zwischen dem Philosophen Jürgen Habermas und dem SPD- Spitzenkandidaten Gerhard Schröder vor der Bundestagswahl inszenierte.

Solche Brücken zwischen Geist, Visionen und praktischer Politik will Nida-Rümelin auch bei seiner künftigen Arbeit in der Bundesregierung bauen. Schröder und Nida-Rümelin kennen sich schon länger: Als jüngster deutscher Philosoie-Professor an der Universität Göttingen focht Nida-Rümelin Mitte der 90er Jahre mit viel öffentliches Aufsehen gegen die Sparpolitik des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Schröder im Hochschulbereich.

Nida-Rümelin stammt aus einem Künstlerhaushalt im Münchner Villenviertel Bogenhausen. Sein Vater und sein Großvater waren bekannte Münchner Bildhauer. In München und Tübingen studierte er Philosophie, Physik, Mathematik und Politikwissenschaft. Nach seiner Habilitation ging Nida-Rümelin als Gastprofessor an die University of Minnesota in die USA. Danach war er zwei Jahre Professor am Zentrum für Ethik in Tübingen bis er 1993 den Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Göttingen bekam. 1997 bestellte ihn Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) für das Amt als Kulturreferent der Isar-Metropole. Nida-Rümelin ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Nida-Rümelins kulturpolitische Maxime war immer: "Die Menschen erwarten von der Kultur auch eine Art Sinnstiftung und einen Beitrag zum guten Leben." Kultur müsse sich in die Politik einmischen und einen Beitrag zur Orientierung in der Gesellschaft leisten - sie dürfe nicht nur unter ökonomischen Gesichtspunkten gesehen werden. Ohne Ideen und Visionen könne sich eine Kulturpolitik nicht behaupten. Dafür strebt er eine engere Verzahnung von Kultur, Hochschule und Wissenschaft an und fordert eine Struktur überlappender Zusammenarbeit.

In München versuchte der jungenhaft wirkende Lockenkopf eine Atmosphäre parteiübergreifender Gemeinsamkeiten zu schaffen. "Parteipolitische Polemik ist in der Kultur besonders ungeeignet", war und ist seine Devise. Sein bevorzugtes Lebenselexier ist neben der Vorliebe für einen guten Wein und gutes Essen nach eigener Aussage "Nachdenken".

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort