Neue Proteste gegen Belagerung Arafats in Ramallah Neun Palästinenser bei Militäroffensive in Gaza getötet

Gaza (rpo). In Gaza hat die blutigste Militäroffensiven der letzten Monate insgesamt neun Palästinenser das Leben gekostet. Weitere 25 Soldaten wurden verletzt.

Israelische Soldaten drangen in der Nacht zum Dienstag mit 20 Panzern, Bulldozern und zwei Hubschraubern in das Autonomiegebiet ein und lieferten sich heftige Gefechte mit Anwohnern. Der Sicherheitsrat befasste sich unterdessen mit einer palästinensischen Resolution zur Verurteilung Israels sowie mit einer Gegenvorlage der USA.

Nach Augenzeugenberichten war die jüngste Offensive im Gazastreifen eine der gewaltsamsten seit Beginn der Militäroperationen im April. Die Soldaten hätten sich bis auf einem Kilometer dem Stadtzentrum von Gaza genähert und dort auch eine Metallfabrik in die Luft gesprengt. Ferner sei das Haus eines bereits im März getöteten Hamas-Aktivisten zerstört worden. Unter den drei Opfern der jüngsten Offensive befand sich den Angaben zufolge ein ranghohes Mitglied der örtlichen Al-Aksa-Märtyrerbrigaden. Die israelische Armee bestätigte lediglich, dass in Gaza eine Invasion im Gange sei, nannte aber keine weiteren Einzelheiten.

In Ramallah protestierten in der Nacht zum Dienstag mehr als 1.000 Palästinenser trotz Ausgehverbots gegen die Belagerung des dortigen Hauptquartiers von Präsident Jassir Arafat. Israelische Soldaten feuerten Granaten und mehrere Schüsse ab, um die Menge zu zerstreuen. Verletzte gab es dabei offenbar nicht.

Die Demonstranten riefen über Lautsprecher dazu auf, Solidarität mit Arafat zu bekunden, der seit Donnerstag von der israelischen Armee belagert wird. Zugleich äußerten sie ihren Unmut über das seit drei Monaten andauernde Ausgehverbot. Am Montag hatten die Palästinenser bereits einen Generalstreik in den besetzten Gebieten ausgerufen, der auf große Unterstützung stieß.

Im Weltsicherheitsrat brachten die Palästinenser unterstützt von arabischen Staaten einen Resolutionsentwurf ein, in dem der Abzug Israels aus den palästinensischen Städten verlangt und Sorge über die dortige humanitäre Lage ausgedrückt wird. Der palästinensische UN-Beobachter Nasser el Kidwa forderte ferner ein sofortiges Ende der Belagerung Arafats. Auf israelische Sicherheitsbedenken sowie die jüngsten Selbstmordanschläge ging er nicht ein.

Die USA brachten daraufhin einen eigenen Resolutionsentwurf ein. Der amerikanische UN-Botschafter John Negroponte betonte, er werde keiner Erklärung zustimmen, die nicht anerkenne, dass dieser Konflikt zwei Seiten habe und die nicht Terrorakte ausdrücklich verurteile. Negroponte übte aber auch Kritik an Israel. Die Belagerung und weitgehende Zerstörung von Arafats Amtssitz trage nicht dazu bei, der Gewalt ein Ende zu setzen oder notwendige Reformen zu fördern.

Aus US-Kreisen verlautete, die USA könnten ihr Veto gegen die palästinensische Resolution einlegen, die sie für zu einseitig hielten. Europäische UN-Vertreter bemühten sich um eine Vermittlung.

(RPO Archiv)
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