Verkehrspolitik Neuer Pakt für pünktlichere Bahn

Berlin · Mit dem „Deutschlandtakt“ soll die Bahn mehr Personen und Güter transportieren. Verkehrsminister Scheuer sprach von einer „kleinen Revolution“. Der Fahrgastverband mahnt deutlich mehr Investitionen an.

 Ein Intercity-Express (ICE) fährt auf einer Strecke in Bochum (Archiv).

Ein Intercity-Express (ICE) fährt auf einer Strecke in Bochum (Archiv).

Foto: dpa/Fabian Strauch

Politik und Wirtschaft wollen mit einem „Schienenpakt“ mehr Güter mit der Bahn transportieren und die Zahl der Fahrgäste im Personenverkehr bis 2030 verdoppeln. Ein Kernpunkt ist der „Deutschlandtakt“, der in den kommenden Jahren schrittweise eingeführt werden soll. Er sieht eine halbstündige Taktung von Fernzügen auf den Hauptverbindungen vor - auf der Strecke Hamburg-Berlin schon ab Dezember. Geplant sind außerdem bessere Anschlüsse für Reisende.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sprach am Dienstag in Berlin von einer „kleinen Revolution“. Er will sich auf EU-Ebene außerdem für einen „Europatakt“ einsetzen. Mit dem Pakt könne die klimafreundliche Schiene der Verkehrsträger Nummer eins in Deutschland werden. Die Schiene solle flexibler, wettbewerbsfähiger, leiser und klimafreundlicher werden. Verbände, Verkehrsunternehmen und die Politik hatten rund zwei Jahre über den Pakt diskutiert. Er sieht zahlreiche Maßnahmen vor, wie einen Ausbau digitaler Stellwerkstechnik sowie eine schnellere Elektrifizierung der Schiene.

Beim „Deutschlandtakt“ dauert es allerdings auf vielen Strecken noch Jahre, bis dieser umgesetzt ist. Bahnchef Richard Lutz sagte: „Fundamental ist der Ausbau der Infrastruktur.“ Bis Mitte der 2020er Jahre sollen vier Leuchtturmprojekte für den „Deutschlandtakt“ ausgebaut werden, wichtige Städte in NRW sind nicht dabei.

Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn sieht einen guten ersten Anfang in den Projekten. „Andreas Scheuer hat verstanden, dass wir eine ernst gemeinte Wende zu attraktivem Bahnverkehr in Deutschland brauchen“, sagte er. Doch es gebe noch extrem viel zu tun. „Angesichts der aktuell viel zu häufigen Verspätungen und Zugausfälle klingt ein Deutschlandtakt mit reibungslosen Anschlüssen bis auf die Dörfer wie eine Märchengeschichte.“ Schon zwei Minuten Verspätung würden das gesamte System aus dem Gleichgewicht bringen, sagte Naumann. Er rief die Landesregierung Nordrhein-Westfalen dazu auf, zwischen Köln und Dortmund noch deutlich mehr Gleiskapazitäten aufzubauen. „Und sie kann sich an Rheinland-Pfalz ein Beispiel nehmen, wo Landesbuslinien die Anbindung der ländlichen Regionen an die großen Bahnhöfe sichern“, sagte Naumann. Der Übergang vom Fern- zum Nahverkehr klappe in Nordrhein-Westfalen längst nicht gut genug, um einen Deutschlandtakt möglich zu machen.

Auch Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter pochte auf einen raschen Ausbau des Schienennetzes. „Seit Jahren kündigen die CSU-Verkehrsminister vollmundig Bahnpolitik an und lassen das Schienennetz weiter rosten“, sagte er. Jetzt müsse der Minister endlich anpacken. „Wir brauchen eine effiziente moderne Bahnstruktur, sonst versickert weiter viel Geld der öffentlichen Hand im unübersichtlichen Konzern“, sagte Hofreiter. Für den Deutschland-Takt brauche es einen klaren Fahrplan und eine sichere Finanzierung für die nötigen Bauvorhaben. „Perspektivisch müssen alle deutschen Großstädte in das Fernverkehrsnetz eingebunden werden“, sagte der Grünen-Fraktionschef.

(jd/dpa)
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