Neue Praxisgebühr

Als Rot-Grün 2004 die Praxisgebühr von zehn Euro pro Quartal einführte, ging ein Sturm der Entrüstung durch die Wartezimmer. Ärzte wetterten über Bürokratie, Patienten fühlten sich abkassiert. Tapfer ertrug damals Gesundheitsministerin Ulla Schmidt den Zorn, weil sie an die Steuerungswirkung der Gebühr glaubte: Wenn die Deutschen zahlen müssen, überlegen sie es sich vielleicht, ob sie wirklich im Schnitt 18 Mal pro Jahr zum Arzt müssen. Doch Schmidts Hoffnung erfüllte sich nicht. Die Deutschen blieben Weltmeister beim Arzt-Besuch. Denn Schmidts Gebühr ist falsch konstruiert. Wer einmal zehn Euro bezahlt, ist für das Quartal frei. Hier setzt nun die Idee an, jeden Arzt-Besuch mit fünf Euro zu belegen. Das hat Charme, eine solche Gebühr dürfte wirksamer die Eigenverantwortung der Patienten stärken und das Ärzte-Hopping unterbinden.

Kommen wird die Reform gleichwohl nicht. Denn ein solch unpopulärer Plan dürfte wohl der FDP, die den Gesundheitsminister stellt, den Rest geben. Und am Grundproblem des deutschen Gesundheitswesens – der schlechten Verzahnung von Hausärzten, niedergelassenen und klinischen Fachärzten, aus dem viele Doppel-Untersuchungen resultieren – ändern im Übrigen auch fünf Euro wenig.

(RP)
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