Mindestens sechs Palästinenser getötet Neue Gewalt in Nahost überschattet Fischer-Besuch

Jerusalem/Gaza (rpo). Ein neuer Ausbruch der Gewalt hat am Mittwoch den Abschluss der Nahost-Reise von Bundesaußenminister Joschka Fischer überschattet. Mindestens sechs Palästinenser wurden im Verlauf des Tages bei verschiedenen gewaltsamen Zwischenfällen in den Palästinensergebieten von israelischen Soldaten getötet.

In Jerusalem wurde die neue Gewalt nach Medienberichten als Dämpfer für die Hoffnungen auf eine Annäherung bei dem von Fischer vermittelten Treffen zwischen Palästinenserpräsident Jassir Arafat und dem israelischen Außenminister Schimon Peres gewertet. Das Gespräch soll vermutlich kommende Woche in Berlin stattfinden.

Bei einem neuen israelischen Hubschrauberangriff im Gazastreifen kam am frühen Abend ein 23-jähriger Palästinenser ums Leben. Während die israelische Armee von einem Angriff auf Palästinenser sprach, die zuvor Mörsergranaten auf israelische Ziele gefeuert hatten, handelte es sich nach palästinensischen Angaben um ein fehlgeschlagenes Attentat auf den Chef-Bombenbauer der Hamas. Nach palästinensischen Angaben wurde der Mann möglicherweise schwer verletzt, als Soldaten aus einem Hubschrauber Raketen auf sein Auto feuerten. Der Bombenbauer gilt als der von Israel am meisten gesuchte palästinensische Extremist. Bewaffnete Palästinenser beschossen unterdessen erneut ein jüdisches Wohnviertel am Rande Jerusalems. Palästinenserpräsident Jassir Arafat hatte die Beschießung verboten.

Der Kommandeur des militärischen Arms der Hamas-Bewegung, Issedin al Kassam, hielt sich nach Angaben seiner Organisation in einer Fahrzeugkolonne auf, die in der Nähe des Flüchtlingslagers El Burreidsch von einem israelischen Hubschrauber mit Raketen beschossen wurde. Dabei wurde der 23-jährige Sohn von Adnan Alrul, einem ebenfalls ranghohen Hamas-Mitglied, getötet. Nach palästinensischen Angaben wurde Deif, der vor etwa zehn Monaten aus palästinensischer Haft entlassen worden war, bei der Attacke möglicherweise schwer verletzt. Deif soll für mehrere blutige Selbstmordanschläge der letzten Jahre in Israel verantwortlich sein.

Israelischer Beschuss

Im südlichen Gazastreifen wurde unterdessen am Mittwoch ein palästinensischer Polizist durch israelischen Beschuss getötet. Er inspizierte nach palästinensischen Angaben ein Gebäude, das israelische Soldaten zuvor besetzt und dann wieder verlassen hatten, als die Armee das Feuer eröffnete. Bewaffnete Palästinenser beschossen am Mittwochabend einen israelischen Stützpunkt bei Bethlehem im Westjordanland. Zuvor hatte es geheißen, das nahe gelegene jüdische Wohnviertel Gilo am Rande Jerusalems sei von Schüssen getroffen worden. Dies konnte jedoch von der israelischen Armee nicht bestätigt werden.

Bei Nablus im Westjordanland hatten israelische Soldaten in der Nacht zum Mittwoch vier Palästinenser erschossen. Nach Angaben der israelischen Armee lauerte eine Eliteeinheit einer Gruppe militanter Palästinenser auf, die am Straßenrand eine Bombe legen wollten. Nach palästinensischen Angaben hatten die Soldaten auf einen Aktivisten der Fatah-Organisation geschossen und ihn schwer verletzt. Als ihn drei Männer in Sicherheit bringen wollten, seien auch sie getötet worden.

Jüdischer Siedlungsbau soll beendet werden

Fischer sprach sich zum Abschluss seines Nahost-Besuchs für ein Ende des jüdischen Siedlungsbaus in den Palästinensergebieten aus. In einem Gespräch mit dem israelischen Parlamentspräsidenten Avraham Burg (Arbeitspartei) sagte er nach Rundfunkangaben, das Einzige, was den "verrückten Zyklus des Blutvergießens stoppen" könne, sei die vollständige Beendigung des Siedlungsbaus und der Gewalt. Der israelische Staatspräsident Mosche Katzav, mit dem Fischer sich vor seiner Abreise traf, drückte seine Unterstützung für das Treffen zwischen Arafat und Peres aus.

(RPO Archiv)
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