Die Sorge wird größer Neue Ebola-Verdachtsfälle in Europa

Berlin · Die Staaten wollen sich besser gegen die Epidemie wappnen. Gestern war die Sorge vor allem in Spanien, Dänemark und Frankreich groß. Die große Koalition setzt auf mehr Hilfen in Afrika.

Die sich immer rascher ausbreitende Ebola-Epidemie hält die Welt in Atem. Gestern gab es neue Verdachtsfälle in Europa. Auf dem Flughafen in Madrid wurde eine ganze Maschine isoliert, nachdem ein aus Nigeria stammender Fluggast während der Reise von Paris nach Spanien stark gezittert hatte. In Dänemark wurde ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" negativ auf Ebola getestet - er hatte nach Rückkehr aus Westafrika eine leicht erhöhte Körpertemperatur gespürt. In Frankreich soll eine Krankenschwester wegen Ebola-Verdachts in ein Militärkrankenhaus bei Paris eingewiesen worden sein. Es könnte die erste Ebola-Ansteckung im Nachbarland sein.

US-Präsident Barack Obama warnte vor einer globalen Ausbreitung des todbringenden Virus. Ebola war auch Thema beim Asien-Europa-Gipfel in Mailand. In Brüssel beschlossen die EU-Gesundheitsminister, die bisherige Befragung der Ausreisenden in den drei Ebola-Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea zu überprüfen. Für die EU-Außengrenzen gab es allerdings keine einheitliche Lösung. Während Deutschland Fieber-Kontrollen an heimischen Flughäfen weiter ablehnt, will nach Großbritannien auch Frankreich Fluggast-Überprüfungen vornehmen. Belgien erwägt, Kontrollen einzuführen. Direktverbindungen in die Krisenländer gibt es in Europa nur von Brüssel nach Liberia und von Paris nach Guinea.

In Deutschland ist eine Debatte über einen besseren Ebola-Schutz in Gang gekommen. Unions-Innenexperte Stephan Mayer sprach sich für schärfere Sicherheitsvorkehrungen aus. Offen zeigte er sich insbesondere für Körperscanner, die auf Personen mit Fieber ansprechen. Angesichts der Inkubationszeit zwischen zwei und 21 Tagen dürfe man sich dabei jedoch nicht in falscher Sicherheit wiegen. "Wer keine erhöhte Körpertemperatur aufweist, ist nicht automatisch nicht mit Ebola infiziert", sagte Mayer. Jedenfalls ließen sich die Patienten herausfinden, die bereits eine erhöhte Körpertemperatur aufwiesen, deshalb seien Vorkehrungen dieser Art "kein Fehler", sagte der CSU-Politiker.

Auch der SPD-Verkehrsexperte Udo Schiefner verwies darauf, dass "Kontrollen am Flughafen grundsätzlich Sinn machen". Sie brächten jedoch mehr, wenn sie nicht nach der Ankunft, sondern vor dem Abflug vorgenommen würden. Damit ließe sich verhindern, dass infizierte Passagiere weitere Fluggäste ansteckten. Wenn Deutschland auch keine Direktflüge aus Ebola-Gebieten habe, bedeute das keine Entwarnung. Schließlich komme man per Transit bequem auch von Paris nach Düsseldorf.

Aus Sicht von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) besteht der beste Eigenschutz für Deutschland in umfassenden Hilfen für Westafrika. Gestern gab der Haushaltsausschuss im Bundestag grünes Licht für weitere Hilfsgelder in Höhe von 85 Millionen Euro. Damit belaufen sich die zusätzlichen Mittel im Kampf gegen Ebola auf insgesamt 102 Millionen Euro.

Die Kapazitäten für die Behandlung von Ebola-Kranken in Deutschland sind mit 50 Plätzen begrenzt. Diese sind für Helfer vorgesehen, die sich in Westafrika anstecken. Wie der Sanitätsdienst der Bundeswehr bekanntgab, hat die Armee 20 spezielle Transportsysteme angeschafft, um Ebola-Kranke liegend und isoliert von Afrika nach Deutschland fliegen zu können.

Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass sich im Dezember jede Woche bis zu 10 000 Menschen mit Ebola infizieren. Marokko brachte bereits eine Verlegung des für Ende Januar geplanten Afrika-Cups im Fußball ins Gespräch.

(may- / qua)
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