Jerusalem Netanjahu will verurteilten Soldaten begnadigen lassen

Jerusalem · Die Fotos dreier mit Hitlerbärtchen verunstalteter Richter sind nur eine Variante des Protests gegen das Urteil im Fall Elor Asaria. Rechtsextreme Stimmen nehmen auf diese Weise das Militärtribunal ins Visier, das am Mittwoch den israelischen Soldaten des Totschlags an einem Palästinenser schuldig gesprochen hat. "Maya Heller wird das Jahr nicht überleben", heißt es in einem Eintrag über die Vorsitzende Richterin. Eine Facebook-Seite mit dem Titel "Elor Asaria, das Volk steht hinter dir" hatte innerhalb von weniger als 24 Stunden bereits 1500 Fans. Die Polizei nahm zwei Personen wegen der Online-Hetze fest. Heller steht seit gestern unter Polizeischutz.

Asaria, der im März 2016 vor laufenden Kameras einem am Boden liegenden Messerattentäter in den Kopf geschossen hatte, ist der erste israelische Soldat, der wegen Totschlags an einem palästinensischen Angreifer verurteilt wurde. Für das religiöse und rechtsnationale Lager ist der heute 20-Jährige ein Held.

"Keinen einzigen Tag im Gefängnis", forderte Bildungsminister Naftali Bennett, Chef der Siedlerpartei. Regierungschef Benjamin Netanjahu und auch die sozialdemokratische Abgeordnete Scheli Jechimowitsch, ehemals Chefin der Arbeitspartei, gaben ihm recht. "Dies ist ein schmerzlicher Tag für uns, zuallererst für Elor und seine Familie", schrieb Netanjahu auf seiner Facebook-Seite: "Ich unterstütze die Begnadigung von Elor Asaria."

Die Verkündung des Strafmaßes wird innerhalb eines Monats erwartet. Asaria drohen bis zu 20 Jahre Haft. Eine Begnadigung Asarias müsste von Staatspräsident Reuven Rivlin ausgesprochen werden.

(knau)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort