Persönlich Nawaz Sharif ... gelingt ein Comeback

Ein Lächeln umspielt seine Lippen, als er endlich vor die jubelnde Menge tritt, die vor seiner Villa in Lahore längst mit Böllern und Feuerwerk feiert. "Gott hat uns mit diesem Sieg gesegnet", verkündet er. Lange hat Nawaz Sharif auf diesen Moment hingearbeitet. Nun ist er da: 14 Jahre nach seinem Sturz schickt sich der 63-jährige an, zum dritten Mal Regierungschef von Pakistan zu werden.

Bei den historischen Wahlen – erstmals gelang ein demokratischer Regierungswechsel ohne Eingreifen des Militärs – zeichnete sich gestern ein Erdrutschsieg für Sharifs muslimisch-konservative Partei PML-N ab. Für Sharif, der sich selbst gerne "Löwe des Punjab" nennt, ist es ein äußerst erstaunliches Comeback. In den 90er Jahren stand der kleine Mann mit dem großen Ego bereits zweimal an der Spitze des 180-Millionen-Einwohner-Landes, musste aber beide Male vorzeitig das Amt verlassen. 1993 wurde Sharif nach nur drei Jahren vom damaligen Staatspräsidenten Ghulam Ishaq Khan, mit dem er sich gründlich überworfen hatte, wegen Korruption entlassen. Vier Jahre später wurde Sharif triumphal wiedergewählt, aber auch diesmal machte er einen entscheidenden Fehler: Als er versuchte, seinen Armeechef General Pervez Musharraf zu feuern, putschte dieser – und die Bevölkerung applaudierte. Denn Sharif hatte mit seiner Launenhaftigkeit, seiner Neigung zum Despotismus und einer ausgeprägten Paranoia, die ihn ständig und überall Verschwörungen wittern ließ, für heftigen Verdruss gesorgt. Auch daher hielten ihn die meisten Pakistaner für politisch erledigt, als er nach Verbüßung einer Haftstrafe ins Exil nach Saudi-Arabien ging, wo er bis 2007 blieb.

Nun steht Sharif plötzlich wieder im Zentrum der Politik. Das Land dürfte unter seiner Führung noch weiter vom Westen abrücken. Scharif will einen Ausstieg aus dem "Anti-Terror-Krieg" der USA prüfen und Gespräche mit den Taliban suchen – beides ist populär.

(RP)
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