Britischer Soldat in Mazedonien getötet NATO-Mission angelaufen

Skopje (rpo). Jetzt wird es ernst: Die NATO-Einsatz hat mit der Entwaffnung der albanischen Rebellen in Mazedonien begonnen. Dies teilte die NATO mit. Französische und amerikanische Hubschrauber landeten mit Truppen in der Nähe des nordmazedonischen Dorfes Otlja, einem der Orte, wo die Waffen abgegeben werden sollen.

Überschattet wurde die Entwaffung vom Tod eines britischen Soldaten.Der 22 Jahre alte Ian Collins starb in einem Krankenhaus in Skopje, nachdem Jugendliche einen britischen Geländewagen von einer Brücke mit Betonbrocken beworfen hatten. Am Mittag öffnete die NATO die erste Waffensammelstelle für den Einsatz "Essential Harvest" (Bedeutende Ernte) im Norden des Landes. In Deutschland zeichnet sich vor der entscheidenden Sitzung des Bundestages an diesem Mittwoch eine deutliche Mehrheit für einen Einsatz der Bundeswehr in Mazedonien ab.

Am ersten Tag der NATO-Operation wurden nach Angaben der NATO mehr als 400 Waffen abgegeben. "Das ist eine gute Zahl", meinte ein britischer Sprecher in Skopje. Vor allem seien schwere Maschinengewehre und Mörser abgeliefert worden. Insgesamt sollen in den kommenden 30 Tagen 3300 Waffen der Rebellen eingesammelt werden. Im Gegenzug soll die albanische Minderheit in Mazedonien mehr verfassungsmäßige Rechte erhalten. Nach Schätzung der mazedonischen Regierung verfügen die Rebellen über rund 80 000 Waffen.

Der mazedonische Innenminister Ljube Baskovski warnte, wenn die NATO-Aktion fehlschlagen sollte, werde Mazedonien sein Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen. Wie andere mazedonische Führer bezeichnete er die Zahl der Rebellen-Waffen, die eingesammelt werden sollen, als "symolisch". Das mazedonische Verteidigungsministerium, nach dessen Angaben am Montag 330 Waffen eingesammelt wurden, bezeichnete dagegen den Beginn der Aktion als einen Schritt, um einen andauernden Frieden im Land und in der gesamten Region zu etablieren.

Bundesregierung: Einsatz in Mazedonien ernst nehmen

Die Bundesregierung kondolierte der Regierung in London wegen des Todes des britischen Soldaten. Der Vorfall zeige, dass der Einsatz in Mazedonien nicht einfach sein werde, sagte eine Regierungssprecherin in Berlin. Für die Mission der Bundeswehr wurde nach Angaben des Verteidigungsministeriums ein spezielles Schutzkonzept entwickelt. Die teilnehmenden Soldaten erhielten eine Zusatzausbildung. Jeder in Mazedonien tätige Soldat müsse außerhalb der Kaserne eine Splitterweste und Stahlhelm tragen. Fahrzeuge dürften nur im Konvoi fahren.

Der Tod des britischen Soldaten war der schwerste Zwischenfall für die NATO-Truppe seit dem Beginn des Einmarsches am 17. August. Der politische Führer der UCK-Rebellen, Akli Ahmeti, verurteilte die Tat und sprach von einem "Anschlag auf den Friedensprozess". Er machte "organisierte kriminelle slawisch-mazedonische Kreise" dafür verantwortlich. In der Vergangenheit hatten Mazedonier mehrfach Fahrzeuge der Friedenstruppe KFOR attackiert. In einer Erklärung der britischen Streitkräfte hieß es, der Tod des 22-jährigen britischen Pioniers werde die NATO nicht daran hindern, ihre Mission in Mazedonien zu erfüllen.

NATO-Sprecher Oberstleutnant Peter Altmannsperger warnte davor, den Erfolg des NATO-Einsatzes in Mazedonien nur von der Zahl der eingesammelten Waffen abhängig zu machen. Die Gefahr des Beschränkens auf pure Zahlen sei, dass man vergesse, dass mit der Waffenabgabe auch ein Bewusstseinsprozess in Gang gesetzt werde, sagte er im InfoRadio Berlin-Brandenburg.

SPD, Grüne und FDP für Bundeswehreinsatz

Die Führungsgremien von SPD, Grünen und FDP sprachen sich am Montag in Berlin klar für eine Beteiligung von bis zu 500 Bundeswehrsoldaten an der NATO-Operation aus. Gleichzeitig bemühte sich die Bundesregierung in direkten Gesprächen auch um die Zustimmung der Unionsfraktion. Für den Einsatz erhält die Bundeswehr zusätzlich 120 Millionen Mark (61,4 Millionen Euro).

Die mazedonische Hauptstadt Skopje wurde unterdessen von drei Anschlägen erschüttert. Eine Bombe explodierte in der Nacht unweit der albanischen Botschaft, eine zweite beschädigte gegen 03.00 Uhr Geschäfte eines Einkaufszentrums im Zentrum, der dritte Sprengsatz zerstörte das Auto eines Albaners.

Mazedonische Proteste im Nordwesten des Landes blockierten einen mit der NATO vereinbarten Truppenrückzug der mazedonischen Armee dort. Ein Armesprecher sagte, mazedonische Zivilisten wollten mit einer Straßenblockade verhindern, dass die Armee schwere Waffen abzieht. Die Demonstranten drohten an, ihre Blockade bei Tetovo auszuweiten. Sie hatten Tage zuvor angekündigt, auch den deutschen Militärstützpunkt am Berg Erebino bei Skopje blockieren zu wollen. Der Truppenabzug ist eine Voraussetzung für den Beginn der Entwaffnung in diesem Gebiet. Unterdessen nahm die Friedenstruppe KFOR im benachbarten Kosovo insgesamt 96 mutmaßlichen Rebellen fest, die sich aus Mazedonien in die südjugoslawische Provinz absetzen wollten.

(RPO Archiv)
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