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Nato lenkt Einsatz gegen Libyen von Türkei aus

Istanbul Manchmal ist es praktisch, ein Brückenland zwischen Ost und West zu sein. Als Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in einem Telefonat mit dem türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu erwähnte, Frankreich sei gegen eine Kommandoübernahme der Nato in Libyen, weil die Araber das nicht wollten, erwiderte Davutoglu: "Die Araber wollen, dass die Nato das Kommando übernimmt. Neben mir sitzt gerade der Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate. Er kann es Ihnen selbst sagen." Davutoglu reichte das Telefon an den Gast aus den Emiraten weiter, der Rasmussen die arabische Haltung bestätigte.

Der Durchbruch im Streit um das Kommando kam angeblich in einer Telefon-Konferenz zustande, die Davutoglu mit US-Außenministerin Hillary Clinton sowie den französischen und britischen Amtskollegen, Alain Juppé und William Hague führte. Die türkische Regierung feiert den Beschluss als Sieg über ihren Intimfeind Nicolas Sarkozy. Der französische Präsident habe die Nato als Dienstleister für seine innenpolitisch motivierte Husaren-Politik in Libyen missbrauchen wollen, lautete ein Kommentar.

Für Ankara ist die Kommandoübernahme durch die Nato auch aus anderen Gründen ein Erfolg. Durch ihre Warnungen vor einem einseitigen Eingreifen in den libyschen Bürgerkrieg, ihre Vermittlungsbemühungen und durch die scharf formulierte Kritik an den westlichen Luftangriffen hat die Türkei ihre Glaubwürdigkeit in der muslimischen Welt erhalten. Die Türken haben enge Kontakte zu allen Lagern in Libyen, und sie haben nie den Gesprächsfaden zu Mummar al Gaddafi abreißen lassen.

Nun kann Ankara in der Nato Bündnistreue beweisen und Schiffe zur Überwachung des Waffenembargos sowie wahrscheinlich auch Kampfflugzeuge zur Kontrolle des Flugverbots entsenden. Als Sahnehäubchen auf dem Erfolg erhält die Türkei auch noch das Kommandozentrum des Nato-Einsatzes, der von der Ägäis-Stadt Izmir aus gelenkt werden soll.

(RP)
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