Brüssel Nato-Hauptquartier teurer als eine Milliarde Euro

Brüssel · Auch EU-Ratspräsident Van Rompuy kämpft mit steigenden Kosten bei einem Prestige-Objekt.

Anders Fogh Rasmussen hätte sich wohl einen schöneren Abgang gewünscht. Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit macht dem Nato-Generalsekretär ein Prestigeprojekt Ärger, das die von ihm eingeleitete Modernisierung des Verteidigungsbündnisses symbolisieren soll. Es handelt sich um das neue Hauptquartier des Bündnisses. Der gigantische Komplex aus Stahl und Glas im Nordosten Brüssels wird wohl deutlich teurer als geplant – und die Fertigstellung verzögert sich. Der Generalunternehmer für das Gebäude, BAM Alliance, habe beim belgischen Staat zusätzliche Kosten und Zeit geltend gemacht, um das Projekt fertigzustellen, teilte eine Nato-Sprecherin mit. Nach bisherigen Planungen sollte der Bau am Brüsseler Stadtrand Anfang 2016 abgeschlossen sein. Auf ihrer Internetseite schreibt die Nato, die Kosten seien auf maximal eine Milliarde Euro gedeckelt. Nun soll BAM Alliance in finanziellen Schwierigkeiten stecken und 245 Millionen Euro nachgefordert haben, berichtet der "Spiegel". Das Unternehmen erhielt 2010 für 460 Millionen Euro den Zuschlag für das Mammutprojekt. In einem vertraulichen Bericht der deutschen Nato-Vertretung vom Dezember 2013 heißt es, BAM Alliance stecke in erheblichen finanziellen Problemen, "bedingt durch Fehlkalkulation und anhängige höhere Forderungen von Subunternehmen". Die im Nato-Haushalt vorgesehene Obergrenze von 1,05 Milliarden Euro sei nicht mehr einzuhalten. Um einen Baustopp zu vermeiden, müsse Geld nachgeschossen werden.

Auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy kämpft mit den stetig steigenden Kosten für einen Prestigebau in Brüssel: Der Rat bekommt ein modernes eiförmiges Gebäude von Star-Architekt Philippe Samyn – mit gigantischen Sonnenkollektoren auf dem Dach. Dort sollen künftig die Gipfel stattfinden. Doch beim Bau fiel auf, dass der Eingang für die Staats- und Regierungschefs ein ideales Ziel für Heckenschützen ist – denn mittlerweile wurde gegenüber ein Hochhaus gebaut. Pannen dieser Art führten bisher zu einer Kostensteigerung von 218 auf 301 Millionen Euro. Von "Hermans Palast" ist schon spöttisch die Rede. Der Eröffnungstermin – ursprünglich für April 2014 angesetzt – ist auf das erste Halbjahr 2015 verschoben.

(ing)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort