Persönlich Nadia Murad . . . gibt Jesidinnen eine Stimme

Verschleppt, vergewaltigt, versklavt: Mit ihren 23 Jahren hat die irakische Jesidin Nadia Murad schon derart Unvorstellbares durchleiden müssen, dass sie sagt: "Es macht mich nicht glücklich, bei Konferenzen und Treffen sprechen zu müssen." Doch gestern war wieder solch ein Moment, in dem sie die richtigen Worte finden musste - für das, was sie im Sommer 2014 rund drei Monate erlitten hat.

Damals wurde sie von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) entführt, auf einem Sklavenmarkt verkauft und gefangen gehalten; so wie derzeit immer noch rund 3200 jesidische Frauen und Kinder. Seit ihrer Flucht erhebt Murad als Einzige unermüdlich und mutig ihre Stimme, um auf das Schicksal ihrer Landsfrauen aufmerksam zu machen. Dafür wurde sie gestern von der Parlamentarischen Versammlung des Europarats in Straßburg mit dem seit 2013 vergebenen Vaclav-Havel-Menschenrechtspreis ausgezeichnet.

"Das Leben war ungerecht zu mir", sagte die junge Frau, die eigentlich in einem Schönheitssalon arbeiten wollte, vor den Europapolitikern. Diese Worte sind umso verständlicher, wenn man bedenkt, dass bei ihrer Entführung bis auf eine Schwester, mit der sie heute in Baden-Württemberg lebt, ihre gesamte Familie getötet wurde. Diese Verbrechen und die Taten des IS an allen weiteren Opfern seien bislang aber nicht verfolgt worden. "Niemand ist bereit, all das zu dokumentieren", prangert Murad an, die seit September zudem "UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Opfer von Menschenhandel" ist. Es gebe noch nicht einmal Versuche, irgendwelche Beweise zu sammeln, lautet ihr Vorwurf an die Politik; gleichzeitig fordert sie ein Sondergericht.

Prominente Unterstützung erhält sie derweil durch die Menschenrechtsanwältin Amal Clooney, Ehefrau des US-Schauspielers George Clooney. Sie will Murads Peiniger vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen und so für längst überfällige Gerechtigkeit sorgen.

(RP)
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