London Murdoch: Ich habe versagt

London · Für das Wirtschaftsmagazin "Forbes" gehört Rupert Murdoch zu den mächtigsten Menschen der Welt. Als Chef eines internationalen Medienimperiums hat der 81-jährige Australier vor allem in Großbritannien so viel Einfluss, dass er von Premierministern seit Margret Thatcher hofiert wird. Darum sorgten gestern diese Worte für eine Sensation: "Ich habe versagt. Der Skandal wird für immer ein dunkler Fleck auf meiner Reputation bleiben."

Vor dem Untersuchungsausschuss des Richters Leveson gab der Milliardär zu, in der Abhör-Affäre um das Blatt "News of the World" seine Aufsichtspflicht vernachlässigt zu haben. Murdoch besteht jedoch weiter darauf, von seinen Angestellten getäuscht und falsch informiert worden zu sein.

Es waren außergewöhnliche Bilder aus dem Höchsten Gericht in London: Zwei Tage lang verfolgten die Briten live, wie sich Murdoch zunehmend frustriert unter den Fragen der Juristen wand.

Er bestritt am ersten Tag, im Zusammenhang mit dem gescheiterten Versuch, den Sender BSkyB zu übernehmen, Kontakte zur Regierung von David Cameron genutzt zu haben. Gestern wirkte er merklich kleinlauter. Es ging um die illegalen Recherchepraktiken bei "News of the World", deren Journalisten jahrelang die Anrufbeantworter von Stars, Politikern und Verbrechensopfern gehackt und Polizisten bestochen haben sollen.

Er sei froh darüber, nach Bekanntwerden der Vorwürfe das 168 Jahre alte, profitable Klatschblatt mit einer Auflage von 2,7 Millionen geschlossen zu haben, sagte Murdoch: "Es tut mir leid, dass ich es nicht schon vor Jahren getan habe." Er spricht damit die zentralen Fragen des Skandals an: Gehören die schmutzigen Tricks zur journalistischen Norm in Murdochs verzweigtem Imperium? Und hat die Führung des zuständigen Konzerns News International schon lange von der Lauschaffäre gewusst, Tausende Einbrüche in die Handy-Mailboxen stillschweigend toleriert, gar die Ermittlungen der Londoner Polizei aktiv behindert?

Ja, der Skandal sei vertuscht worden, gab Murdoch zu: "Ich habe versagt, und es tut mir leid." Zugleich wies er jedoch den Vorwurf zurück, eigenhändig die Justiz getäuscht zu haben. Murdoch, der auch sich selbst als Opfer sieht, behauptet, bis 2011 nicht über das Ausmaß der illegalen Recherchen informiert gewesen zu sein.

(RP)
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