Persönlich Muna Tatari kämpft gegen McDonald's-Islam

Der offizielle Islam in NRW wird weiblicher. Mit der Ernennung der Paderborner Theologie-Professorin Muna Tatari (45) sind jetzt fünf Frauen im achtköpfigen Beirat für den Islamischen Religionsunterricht.

Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) hat diesmal ausdrücklich eine liberale Muslima ins Gremium berufen, nachdem ihr Vorgänger auf seiner Facebook-Seite Raum gab für Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York und die Inhaftierung von Gülen-Anhängern in der Türkei mit der Entfernung von Stasi-Spitzeln in der deutschen Verwaltung verglich.

Die deutsche Junior-Professorin mit syrisch-arabischem Elternhaus ist eine streitbare Vertreterin ihres Fachs. Sie legt sich mit dem Salafismus und dem Wahhabismus an, die sie beide als unhistorische Varianten eines globalisierten Pop-Islams ansieht. In ihrer Antrittsvorlesung als Leiterin des Seminars für Islamische Theologie verglich sie den Salafismus, der vor allem bei Europas jungen Muslimen so populär ist, mit der Wegwerfkultur des Schnellrestaurants McDonald's.

Tatari kämpft aber auch gegen die weit verbreitete Haltung unter angestammten West- und Mitteleuropäern, den Islam als Religion unter Generalverdacht zu stellen. Als Inhaberin des Lehrstuhls für Islamische Systematische Theologie und Seminarchefin an der Universität Paderborn vertritt sie eine differenzierte Religionsauffassung. Die lässt sie jetzt in die Praxis des noch jungen islamischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen einfließen.

Trotz ihrer liberalen Ansichten trägt Tatari ein Kopftuch als Zeichen ihrer religiösen Zugehörigkeit. Innerhalb des bekenntnisorientierten Religionsunterrichts ist das nicht zu beanstanden. Als Zeichen missionarischen Eifers ist es grundsätzlich in der Schule jedoch problematisch. Doch zu diesem Spagat hat sich die Islamwissenschaftlerin öffentlich noch nicht geäußert.

(kes)
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