New Mord an Polizisten schockiert die USA

New · Ein junger Schwarzer hat in New York zwei hellhäutige Streifenbeamte kaltblütig erschossen und sich dann das Leben genommen. Es gibt Hinweise darauf, dass der Täter Vergeltung üben wollte für Polizeigewalt gegen Schwarze.

York (RP) In New York hat ein Afroamerikaner mutmaßlich aus Rache für tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze zwei hellhäutige Beamte erschossen und sich danach mit einem Kopfschuss selbst getötet. Die beiden Polizisten seien in ihrem Streifenwagen im Stadtteil Brooklyn regelrecht hingerichtet worden, sagte Bürgermeister Bill de Blasio nach dem Vorfall, der die landesweite Debatte über Rassismus neu befeuern dürfte.

Das Verbrechen löste auch aufgrund der angespannten Stimmung im Land einen Schock aus: Seit Wochen wird gegen die angeblich exzessive Gewalt weißer Ordnungshüter gegen Schwarze protestiert. US-Präsident Barack Obama meldete sich unverzüglich aus seinem Weihnachtsurlaub in Hawaii: "Die Beamten, die unseren Gemeinden dienen und sie beschützen, riskieren für uns jeden Tag ihre Sicherheit." Dafür verdienten sie Respekt und Dankbarkeit, betonte Obama.

Nach Angaben des New Yorker Polizeichefs William Bratton hatte der 28-jährige mutmaßliche Täter die beiden Polizisten am Samstagmittag (Ortszeit) in ihrem Streifenwagen an einer Kreuzung im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn überrascht. Er sei an der Beifahrerseite des Autos aufgetaucht und habe "ohne Vorwarnung oder Provokation" durch das Fenster immer wieder auf die Beamten gefeuert. Die Polizisten - einer war asiatischer, einer lateinamerikanischer Herkunft - erlagen wenig später in einem Krankenhaus ihren Kopfverletzungen.

"Ihre Uniform und ihre Aufgabe, für die Sicherheit der Menschen in dieser Stadt zu sorgen, machte sie zur Zielscheibe", sagte Bratton bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz aus dem Krankenhaus. Nach Worten des Polizeichefs hatten die beiden Opfer keine Chance, sich zu verteidigen. Der Schütze flüchtete nach dem Anschlag in eine nahe gelegene U-Bahn-Station. Dort schoss er sich auf einem Bahnsteig selbst in den Kopf und starb.

Eine Botschaft im Internet deutet auf einen Zusammenhang zwischen den Polizistenmorden und der wachsenden Wut in der US-Bevölkerung über zahlreiche Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen unbewaffnete Schwarze hin. In einem Eintrag auf dem Internet-Dienst Instagram, der dem Täter von Brooklyn zugeordnete wurde, heißt es: "Heute schicke ich Schweine in den Himmel. Sie bringen einen von uns um, (...) lasst uns zwei von ihnen umlegen." Der Eintrag verwies auf die Namen von Eric Garner und Michael Brown, die zu den bekanntesten Fällen tödlicher Polizeigewalt gegen unbewaffnete Schwarze zählen. Polizeichef Bratton schloss einen solchen Zusammenhang nicht aus. Aufschluss über das genaue Motiv müssten die anstehenden Untersuchungen liefern, betonte Bratton. Der 28-Jährige hatte zwar ein langes Strafregister, aber offensichtlich keine Verbindung zu Terrorgruppen.

US-Justizminister Eric Holder nannte das Attentat auf die Beamten einen "unsäglichen Akt der Barbarei". Der Doppelmord trifft New York in einer Zeit der Empörung über Polizeigewalt gegen schwarze Bürger. Nach dem Tod des Afroamerikaners Eric Garner demonstrierten Tausende auf den Straßen der Millionenmetropole. Garner war bei seiner Festnahme in Staten Island nach dem Würgegriff eines weißen Polizisten gestorben. Geschworene sprachen den Polizisten "nicht schuldig". Zuvor hatten auch die Todesschüsse eines weißen Polizisten auf den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown in Ferguson bei St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) landesweite Proteste nach sich gezogen.

Nach Angaben Brattons hatte der mutmaßliche Täter wenige Stunden zuvor in Baltimore seine frühere Freundin in den Bauch geschossen und verletzt. Die Polizei von Baltimore warnte die Kollegen in New York, dass der 28-Jährige unterwegs nach Brooklyn sein könnte. Der Hinweis kam jedoch zu spät. Die beiden Beamten konnten nicht mehr gewarnt werden. Letztmals war ein Polizist in New York während seines Dienstes im Jahr 2011 erschossen worden.

(RP)
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