La Paz Morales, der unschlagbare Präsident

La Paz · Der Bolivianer wird nach Chávez zur Führungsfigur der Linken Lateinamerikas.

Der Mann ist unschlagbar: Evo Morales, der erste indigene (von Ureinwohnern abstammende) Präsident Lateinamerikas, hat auch nach zehn Jahren im Amt für seine Wähler nichts von seiner Faszination eingebüßt. Rund 60 Prozent der Bürger stimmten laut Hochrechnungen für eine dritte Amtszeit des 54-Jährigen, wie die staatliche Nachrichtenagentur ABI gestern mitteilte. Seine Partei, die "Bewegung zum Sozialismus", könnte dagegen ihre bisherige Zweidrittel-Mehrheit im Parlament verlieren. Offizielle Ergebnisse werden für heute erwartet.

Morales siegte den Hochrechnungen zufolge in acht der neun Regionen, erstmals auch in der Tieflandprovinz Santa Cruz, bisher eine feste Bank für die Opposition. Das liegt vor allem an der engen Bindung des ehemaligen Koka-Bauern Morales zur überwiegend indigenen Bevölkerung Boliviens. Die über 30 Ethnien im ärmsten südamerikanischen Land nehmen Morales als einen der Ihren wahr.

Evo Morales hat gewonnen, weil er der boomenden Wirtschaft keine allzu starken sozialistischen Fesseln auferlegte, sondern seinen Fokus bei der indigenen Identität seines Volkes sieht. Und weil er pragmatisch genug ist, sich politischen Notwendigkeiten und Realitäten zu stellen. Er wird damit zur politischen Führungsfigur der auf dem nahezu ganzen Kontinent regierenden lateinamerikanischen Linken. Diese Position war nach dem Tod des venezolanischen Revolutionsführers Hugo Chávez am 5. März praktisch verwaist.

Morales kann in den nächsten fünf Jahren seine zuverlässige Machtbasis ausbauen. Noch am Wahltag sendete sein Vizepräsident Alvaro García eine Art "Friedensangebot" an die USA. La Paz und Washington haben vor einigen Jahren die diplomatischen Beziehungen auf Eis gelegt.

Die US-Regierung wäre klug beraten, nun auf Morales zuzugehen. Einerseits hat das charismatische Staatsoberhaupt als einer seiner prominentesten Vertreter Einfluss auf alle anderen Linksregierungen Lateinamerikas, andererseits ist Morales pragmatisch genug, seinen Frieden mit Washington zu machen, wenn das auf Augenhöhe geschieht.

Für die USA kann er langfristig sogar zu einem Türöffner in einer Region werden, in der sie nahezu allen Einfluss und alle Verbündeten verloren haben. Ein erster Schritt dazu wäre, die politische Realität in Lateinamerika anzuerkennen und sich nicht länger wie ein Elefant im Porzellanladen aufzuführen.

(RP)
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