Mogelpackung

Deutschland und Österreich sind die einzigen Industrienationen, die sich noch Schulen im Halbtagsbetrieb leisten. Hierzulande setzt der Staat darauf, dass Eltern nachmittags mit dem Nachwuchs pauken, was den Kindern vormittags nicht vermittelt werden konnte. Seit Bekanntwerden der ersten Pisa-Ergebnisse vor zehn Jahren hat sich das Pensum für die Eltern noch erhöht. Hinter vorgehaltener Hand geben Bildungspolitiker zu, dass die Leistungssteigerungen der Schüler in den vergangenen Jahren vor allem darauf zurückzuführen seien, dass die Eltern – aufgeschreckt durch die Pisa-Ergebnisse – zu Hause noch mehr Gas geben. Das kann nicht so weitergehen. Zumal dies dazu führt, dass sich die Schere bei den Bildungschancen zwischen Kindern aus bildungsnahen und bildungsfernen Elternhäusern immer weiter öffnet. Die beste individuelle Förderung gelingt im Ganztagsbetrieb, deshalb müssen diese Schulen flächendeckend und nicht als Mogelpackungen geschaffen werden.

Die Politik sollte dabei aufs Tempo drücken. Denn ab 2013 gilt der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Vier Jahre später stehen die Eltern den Kommunen auf den Füßen und benötigen die Ganztagsschule.

bericht: problem Ganztagsschule . . ., seite A 2

(RP)
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