Mit Vollgas in die Sackgasse

Der Autobau ist eine Schlüsselbranche der deutschen Wirtschaft. Er steht für Milliarden-Exporte, jede siebte Stelle hängt von ihm ab. Daher sind Kanzler stets zur IAA gereist, selbst wenn sie nichts am PS-Geprotze finden. Erst recht ist ein Besuch in der Krise Pflicht. Doch die Chance, die Konzern-Chefs in die Pflicht zu nehmen und dem Wahlvolk die automobile Zukunft zu skizzieren, hat Merkel vertan. Beim Fernseh-Duell gab sie noch die Verbraucherschützerin und erklärte, sie sei "stocksauer" auf die Branche. Gestern forderte sie diese nur müde auf, Vertrauen zu gewinnen. Statt den Betrug an Dieselfahrern anzuprangern, die Fahrverbote fürchten und Wertverluste erleiden, sprach Merkel nur von "ausgenutzten Gesetzeslücken". Das erinnert an den VW-Konzern, der den Diesel-Skandal lange "Diesel-Thematik" nannte.

Dabei haben Fortschrittliche wie Porsche und Volvo längst begonnen, den Abschied vom Diesel einzuläuten. Statt das aufzugreifen und ein Ausstiegsdatum mit langer Vorlaufzeit zu formulieren, was schon in vielen Branchen als Innovationsmotor funktionierte, gibt Merkel dem Verbrennungsmotor noch Jahrzehnte. Bloß den Wähler nicht erschrecken. Statt mit Vollgas in die Zukunft geht es in die Sackgasse.

(anh)
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