Missbrauch aufklären

Fünf Jahre nach dem Entsetzen über sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen in einzelnen katholischen Einrichtungen sehen sich die deutschen Bischöfe veranlasst, eine vorsichtig positive Zwischenbilanz zu ziehen. 95 Prozent der bislang 1500 Anträge auf finanzielle Entschädigung seien im Sinne der Opfer entschieden worden, 75 Prozent der kirchlichen Mitarbeiter hätten spezielle Schulungen durchlaufen, eine neue, großangelegte Studie über Ausmaß und Ursachen sei auf dem Weg, und nach der Aufklärung versuche die Kirche nun, eine Kultur der "Achtsamkeit" zu etablieren.

So weit, so gut. Aber die Lücken sind unübersehbar. Denn die Statistik sagt auch, dass jeder vierte Mitarbeiter im Kirchendienst auch fünf Jahre danach noch nicht speziell sensibilisiert worden ist. Und wenn nach so langer Zeit aktuelle Absolventen der Priesterseminare berichten, von dem Thema während ihrer gesamten Ausbildung nichts gehört zu haben, grenzt das an einen neuen Skandal. Eine ständige, gesamtgesellschaftliche Aufklärung wird damit umso wichtiger.

(RP)
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