Düsseldorf Minderjährige Flüchtlinge machen Behörden zu schaffen

Düsseldorf · Deutlich mehr Kinder und Jugendliche reisen ohne Eltern ein. Baden-Württemberg will nun mehr für Asylbewerber tun.

Weil mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen, steigt auch die Zahl der Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche. 2014 gab es in NRW deutlich mehr sogenannte Inobhutnahmen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. In 13 198 Fällen wurden Minderjährige in Obhut genommen - 7,7 Prozent (939 Fälle) mehr als 2013. Das bedeute aber nicht, dass so viele Minderjährige von den Jugendämtern betreut wurden, sagte ein Sprecher des Statistischen Landesbetriebs IT NRW: "Das ist lediglich die Zahl der Schutzmaßnahmen. Dabei kann es vorkommen, dass ein Jugendlicher mehrfach vom Jugendamt betreut werden musste."

Arbeit macht den Behörden besonders die steigende Zahl der Einreisen minderjähriger Flüchtlinge: 2014 kamen 44,9 Prozent mehr Kinder und Jugendliche ohne Eltern aus dem Ausland als 2013 - das entspricht 682 Fällen. Zu vorläufigen Inobhutnahmen greife das Jugendamt dann, "wenn ein unmittelbares Handeln zum Schutz der Minderjährigen in Eil- und Notfällen als geboten erscheint", sagte der Sprecher. Ist ein Minderjähriger allein in Deutschland unterwegs, wird er meist vorübergehend in einer Einrichtung oder bei einer anderen Familie untergebracht. Die meisten Schutzmaßnahmen galten über 14-Jährigen (8250 Fälle). In 37,5 Prozent der Fälle waren die Kinder jünger als 14 (4948 Fälle).

Um den Problemen Herr zu werden, die der Flüchtlingsandrang aufwirft, ergreift in Baden-Württemberg die grün-rote Landesregierung konkrete Maßnahmen: mit mehr Aufnahmeplätze, einer Task-Force auf Landesebene und konsequentere Abschiebungen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) stellte gestern ein Maßnahmenpaket nach dem zweiten Flüchtlingsgipfel im Land vor. Demnach will Baden-Württemberg die Zahl der Plätze in den Landeserstaufnahmeeinrichtungen (Lea) von rund 9000 auf 20 000 im Laufe des Jahres 2016 erhöhen. Flüchtlinge ohne Aussicht auf ein Bleiberecht sollen möglichst nicht auf die Kommunen verteilt, sondern schon aus der Lea heraus abgeschoben werden. Abgelehnte Asylbewerber sollen in frühen und gezielten Beratungen stärker zu einer freiwilligen Rückkehr bewegt werden. Auch will das Land darauf hinarbeiten, dass syrische Bürgerkriegsflüchtlinge gar nicht erst in die Lea kommen, sondern umgehend auf die Kommunen verteilt werden. Syrer sollen also kein Asylverfahren durchlaufen müssen.

Für das kommende Jahr stellt Baden-Württemberg zudem mindestens 30 Millionen Euro zur Förderung von Wohnraum für Flüchtlinge in den Kommunen zur Verfügung.

(jeku/RP)
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