Geld aus einem Fonds der EU Millionen-Entschädigung für britische Bauern

London (AP). Die britischen Bauern sollen mit 152 Millionen Pfund (470 Millionen Mark) aus einem Fonds der Europäischen Union für ihre Einnahmeverluste wegen der Maul- und Klauenseuche entschädigt werden. Landwirtschaftsminister Nick Brown sagte nach einer von Premierminister Tony Blair einberufenen Sondersitzung des Kabinetts am Dienstagabend, das Geld werde den Haltern von Rindern und Schafen zur Verfügung gestellt.

Er erklärte, angesichts einer Inkubationszeit der Seuche von 14 Tagen sei die Entdeckung von neuen Fällen wahrscheinlich. Bislang waren 18 Orte betroffen.

Die Regierung gab weiter bekannt, dass die beschlossenen Beschränkungen für den Viehhandel bis zum 16. März verlängert werden. Ein Sprecher des Premierministers erklärte, Brown und der Chefveterinär Jim Scudamore arbeiteten zusammen mit den Bauern an einer Möglichkeit, trotz der beschlossenen Beschränkungen gesunde Tiere zu Schlachthäusern zu transportieren und ihr Fleisch auf den Markt zu bringen. Der Plan solle am Freitag vorgestellt werden.

Britische Zeitungen veröffentlichten Karten, die veranschaulichten, dass sich die Seuche spinnennetzartig ausbreitet. Die neusten Fälle erstreckten sich von Anglesey in Nordwales bis Northamptonshire nördlich von London. Die Bauern machten die Regierung für den Ausbruch der Seuche verantwortlich. Die Organisation Farmers for Action erklärte, sie habe sich aus Furcht vor der Maul- und Klauenseuche seit dem vergangenen Jahr für ein Stopp der Fleischimporte aus der ganzen Welt eingesetzt.

Fleischereien und Schlachthäuser blickten unterdessen in eine ungewisse Zukunft. Etwa 320 Mitarbeiter eines fleischverarbeitenden Unternehmens in der Nähe von Hull wurden bereits entlassen, während in einer anderen Firma in East Riding nach Angaben der Gewerkschaft 500 Angestellte in Kurzarbeit gehen mussten. Die Nationale Vereinigung der Fleischhändler (NFMT) erklärte, hunderte von Großbritanniens 7.500 unabhängigen Metzgereien seien wegen des Transportverbots vom Konkurs bedroht. Der NFMT-Vorsitzende Graham Bidston sagte, die Metzgereien hätten große Schwierigkeiten, von den Großhändlern Nachschub zu erhalten. Einige hätten bereits angekündigt, ihre Läden zu schließen, wenn es für sie nichts mehr zu verkaufen gebe. Andere wollten Fleisch importieren, was zu höheren Preisen für die Verbraucher führe.

Wegen der leichten Übertragbarkeit des Erregers, etwa über Schuhwerk und Kleidung, wurden auf der britischen Insel und in Irland bis auf weiteres alle Pferderennen abgesagt, Schulunterricht und sogar eine Militärübung fielen aus. Auch das Rubgy-Länderspiel zwischen Irland und Wales am Samstag in Cardiff findet nicht statt, aus Angst, die Fans könnten den Virus nach Irland tragen. Der beliebte Dartmoor National Park wurde geschlossen. Selbst die wahrscheinlich im Mai geplante Parlamentswahl wurde am Dienstag in Frage gestellt. Eine Wahl unter diesen Umständen sei unmöglich, sagte der Präsident des Bauernverbandes, Ben Gill.

Vier neue Fälle bestätigt

In Großbritannien bestätigten die Behörden vier neue Fälle der sich rasch verbreitenden Seuche. Damit liegt die Gesamtzahl der von der Seuche betroffenen Höfe und Betriebe in Großbritannien jetzt bei 22. Nach Angaben von Chefveterinär Jim Scudamore müssen voraussichtlich landesweit etwa 11 000 Tiere gekeult werden. Bisher hatte die Zahl bei 7000 gelegen. Die belgische Regierung beschloss, bis zu 2000 aus England importierte Schafe zu töten.

(RPO Archiv)
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