Persönlich Mikis Theodorakis . . . ist die Stimme Griechenlands

Er erhebt die Stimme gegen das Unrecht in Griechenland und in der Welt. Das hat er immer getan. Und dafür hat Mikis Theodorakis in seinem Leben einen hohen Preis gezahlt, war mehrfach inhaftiert, durchlitt schwerste Folterungen, wurde als Regimekritiker und Staatsfeind in griechische Konzentrationslager deportiert, aus denen er nur dank Intervention von berühmten Freunden wie Leonard Bernstein und Dimitri Schostakowitsch wieder frei kam. Zweimal soll er lebendig begraben worden sein. Der Mann kennt Hass, Chaos und Verbannung.

Das Leben des heute 90 Jahre alt werdenden Griechen ist ein langer politischer Kampf. Seine Gesinnung ist links, gegen Diktatoren und Faschisten gerichtet. Er lebte im Untergrund und im Pariser Exil, von wo aus er ab 1970 seinen Kampf gegen die Junta weiterführte. In Griechenland war damals seine Musik verboten, selbst das Singen seiner Lieder stand unter Strafe. 500 Konzerte gab Theodorakis in den vier Folgejahren, Konzerte, die Millionen Exil-Griechen, darunter viele Studenten, im Ausland begeisterten. Jedes Stück war eine politische Botschaft. Nach dem Sturz der Diktatur kehrte er 1974 in seine Heimat zurück. Griechenlands berühmtester Komponist wurde als Parteiloser noch 1990 zum Minister ernannt. Die mehr als 1000 Lieder aus seiner Feder, seine Ballett- und Theatermusiken, seine Symphonien gelten in Griechenland als Volksgut, hierzulande sind sie weniger bekannt.

Sein einziger Welthit ist die Filmmusik zu "Alexis Zorbas", von der er sich heute distanziert. Dabei ist sie ein Meisterwerk: Der Zuhörer denkt an Sirtaki-Tanzen im Moment des Scheiterns, und der Klang der Bouzouki verheißt Hoffnung. Theodorakis, der Friedensprediger und Europa-Kritiker, ist zeitlebens auf der Suche nach Harmonie. Doch die Wirklichkeit lässt dem Träumer keinen Raum, das Alltägliche macht Visionäres unmöglich. Die Lust am Leben, so Theodorakis, habe er inzwischen verloren.

(RP)
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