Persönlich Michael Bertrams ... legt die Richter-Robe ab

Als Präsident des NRW-Verfassungsgerichtshofs (VGH) hat Michael Bertrams häufig Wirbel ausgelöst – mitunter auch in eigener Sache. So etwa, als er öffentlich mahnte, gegen den Vormarsch des Islam Stellung zu beziehen, oder als er – der höchste Richter in NRW – sich 2010 hilfesuchend an den Petitionsausschuss des Landtags wandte und der damaligen NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) "Willkür" bei einer Stellenbesetzung vorwarf. Solche Ausreißer haben jedoch Bertrams Ruf als unabhängiger Richter nicht beeinträchtigt. Egal, wer gerade in Düsseldorf an der Macht war – Bertrams hat, wenn nötig, alle in die Schranken gewiesen. Unvergessen, wie er 1999 NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) in die Parade fuhr und die Zusammenlegung von Innen- und Justizministerium als verfassungswidrig brandmarkte. Der letzte große landespolitische "Coup" war die einstweilige Anordnung, mit der der VGH in Münster der rot-grünen Regierung Kraft untersagte, den aufgeblähten Nachtragshaushalt 2010 zu vollziehen. Die Entscheidung über die beim VGH noch anhängige Klage der CDU gegen den rot-grünen Landeshaushalt 2011 wird Bertrams aber nicht mehr verkünden. Der 64-Jährige, der in Waldbröl (Oberbergischer Kreis) geboren und 1994 VGH-Präsident wurde, ist ab heute – wegen noch ausstehenden Resturlaubs – im Ruhestand, auch wenn seine Amtszeit offiziell erst Ende Januar ausläuft. Bertrams ist verheiratet und hat drei Kinder. Er liest und reist gerne.

Wie die Nachfolge aussehen wird, ist unklar. Die Stelle – Präsident(in) des Oberverwaltungsgerichts und VGH-Präsident(in) in Personalunion – wurde am 1. Oktober ausgeschrieben. Angeblich gibt es mehrere Bewerbungen. Das Kabinett trifft zwar eine Entscheidung, aber das letzte Wort hat der Landtag. Die Amtszeit gilt bis zum Erreichen der Pensionsaltersgrenze.

(RP)
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