Donezk MH 17-Ermittler rätseln über neues Wrackteil

Donezk · Noch immer sind nicht alle 298 Todesopfer geborgen. Die Niederlande erwägen einen Militäreinsatz.

Ein überraschend gefundenes Wrackteil des Fluges MH 17 stellt die internationalen Ermittler an der Absturzstelle in der Ost-Ukraine vor ein Rätsel: In einem dichten Waldstück sei ein weitgehend intaktes Stück des Rumpfes mit toten Passagieren entdeckt worden, berichtete Michael Bociurkiw von der Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). "Es schien fast so, als sei es wie aus dem Nichts erschienen, denn es waren keine abgebrochenen Äste oder ähnliche Anzeichen zu sehen, die darauf hinweisen, dass ein großes Stück Rumpf dort zu Boden gefallen ist", sagte Bociurkiw dem Fernsehsender N-TV. Sitze und Fenster seien unbeschädigt gewesen. Ein weiteres, von Splittern völlig durchsiebtes Wrackteil lehnte unmittelbar an einem Strommast und kann so wohl nicht abgestürzt sein.

Auf besonderes Interesse bei den Ermittlern sei das Cockpit der Boeing 777 gestoßen, das ebenfalls gefunden wurde. Dort seien sowohl "persönliche als auch professionelle Gegenstände der Piloten" noch vorhanden. Bislang kann in dem umkämpften Rebellengebiet wegen der Behinderungen durch die Separatisten keine geordnete internationale Suchaktion stattfinden. Acht Tage nach dem Absturz sind noch immer nicht alle 298 Todesopfer geborgen.

Australien will nun 200 Polizisten für den Schutz der Ermittler abstellen. Die ukrainische Regierung und die prorussischen Rebellen haben ihrer Entsendung aber noch nicht zugestimmt. Die Niederlande erwägen sogar einen bewaffneten Militäreinsatz zur Sicherung der Absturzstelle. Nötig sei aber auch in diesem Fall die Zustimmung der Regierung in Kiew wie auch der Separatisten, sagte Ministerpräsident Mark Rutte gestern in Den Haag.

Unterdessen ist nach dem Rücktritt des ukrainischen Regierungschefs Arseni Jazenjuk dessen Vize Wladimir Groisman (36) zum geschäftsführenden Ministerpräsidenten ernannt worden. Groisman gilt als Vertrauter von Präsident Petro Poroschenko. Jazenjuk hatte am Donnerstag seinen Rücktritt erklärt; Grund war unter anderem der Bruch seiner Koalition. Neu gewählt wird vermutlich am 26. Oktober.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk teilte mit, wegen des Konflikts seien mittlerweise 225 000 Menschen auf der Flucht. 130 000 Ukrainer seien nach Russland geflohen, die anderen im eigenen Land unterwegs.

(RP)
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