Merkels langer Weg zu Gauck

Die Nominierung des Ex-Bürgerrechtlers Joachim Gauck zum gemeinsamen Bewerber für das Amt des Bundespräsidenten ist für Kanzlerin Merkel eine doppelte Niederlage. Erst musste ihr Kandidat Christian Wulff vorzeitig abtreten. Nun gab sie sich einer Phalanx aus SPD, Grünen und FDP geschlagen.

Doch Merkel dürfte wie im Fall der Energiewende die Niederlage doch noch in einen Vorteil für sich umwandeln, auch wenn es sie sichtlich Überwindung gekostet hat, den zuvor von ihr abgelehnten Kandidaten Gauck zu akzeptieren. Tatsächlich ist er die Wahl, die dem gegenwärtigen Status Quo am wenigsten schadet. Der frühere Umweltminister Klaus Töpfer, der ebenfalls bis zum Schluss gehandelt wurde, wäre als Vorbote für eine schwarz-grüne Koalition gedeutet worden. Das konnten weder die FDP noch die SPD mittragen.

Zugleich hat Merkel Gespür für die Meinung des Volkes bewiesen. Denn Gauck genießt bei den Wählern einen großen Vorsprung vor den anderen möglichen Kandidaten. Und wenn Integrität die wichtigste Eignung für den neuen Präsidenten ist, kommt man an dem mutigen Streiter für Demokratie und Freiheit in der DDR einfach nicht vorbei. Damit ist noch nicht gesagt, ob er auch ein guter Bundespräsident wird. Er hat aber alle Chancen dafür.

(RP)
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